Ein Tarmed zulasten der Kleinsten? Erst kamen die
Kinderpermanencen und warnten davor, dass der vom Bundesrat geplante Tarmed-Tarif die Notfallversorgung bei Kindern ausdünnen werde. Jetzt melden sich die Kinderspitäler mit der Befürchtung, dass die bundesrätlichen Tarife sie akut bedrohen könnten.
«Weder der zusätzliche Personalaufwand noch die teure Infrastruktur wird im neuen Tarmed-System genug berücksichtigt», sagt Agnes Genewein von der Allianz Schweizer Kinderspitäler
in einem Beitrag auf Radio SRF. Zudem werde die Dauer einer Behandlung beschränkt.
Die ambulante Kindermedizin schreibe schon jetzt «tiefrote Zahlen». Momentan liege die Kostendeckung bei 60 bis 70 Prozent. Diese Verluste decken verschiedene Kantone. So könne man noch überleben. «Mit dem neuen Tarifeingriff sind wir uns da nicht mehr so sicher», so Genewein weiter.
Fallbeispiel Kinderchirurgie nach Tarifeingriff
Die Gesamtkosten senken sich um 21 Prozent auf 629 Taxpunkte – zwischen 516 – 604 Franken | Quelle: SRF
BAG: Kindermediziner können sich einbringen
Bleibe die ambulante Kindermedizin derart defizitär, «können wir die Kinderspitäler eigentlich nicht mehr halten», fügt Genewein hinzu.
Die Kindermediziner könnten sich in der laufende Vernehmlassung mit ihrer Kritik einbringen, antwortete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) im Beitrag auf Radio SRF.
Kinder-Praxen sind besser gestellt
Anders sieht es laut dem Bericht in den Kinder-Praxen aus. Diesen gehe es besser als den Spitälern: Sie seien weniger spezialisiert, die Behandlungen nicht so aufwändig. Ausserdem stärke der neue Tarif die Grundversorger, also Hausarzt-Praxen – und damit auch die Kinder-Praxen.
Das sei gut, sagt Rolf Temperli vom Verband Schweizer Haus- und Kinderärzte zu SRF. Aber es müsse auch in den Spitälern etwas passieren: «Diese Berechnungen hat der Bundesrat mit dem aktuellen Tarifeingriff noch nicht gemacht.» Gerade in der Kindermedizin dauere es häufig länger. Da sei es nicht sinnvoll, wenn der Tarif künstlich limitiert werde, so Temperli weiter.