Die neue Tarifstruktur mit der Bezeichnung Tardoc scheint näher für die Eingabe beim Bundesrat zu sein als auch schon. Dies geht aus zwei Beiträgen in der aktuellen Ausgabe der «Schweizerischen Ärztezeitung» hervor, verfasst von FMH-Vorstandsmitglied Urs Stoffel und Projektleiter Christian Oeschger.
Der Vorschlag wurde gemeinsam mit dem Krankenkversicherungsverband Curafutura sowie der Medizinaltarifekommission UVG (MTK) ausgearbeitet, in tausenden von Stunden und in unzähligen Workshops und Verhandlungen, heisst es. Hinter Curafutura mit Direktor Pius Zängerle an der Spitze stehen die grossen Versicherer CSS, Helsana, KPT und Sanitas. Santésuisse lehnte eine Zusammenarbeit ab, und der Spitalverband H+ hat im Herbst 2018 die Verträge mit der Tariforganisation gekündigt.
Hausärzte profitieren von einer deutlich höheren Limitation
Gegenüber Tarmed könne Tardoc mit «deutlichen Vorteilen» aufwarten, schreibt der zuständige Projektleiter Christian Oeschger. Für Radiologen zum Beispiel sei es neu möglich, nach einer CT- oder MRI-Untersuchung eine Konsultation durchzuführen, wenn diese medizinisch notwendig oder vom Patienten gewünscht sei. Ähnliches gelte auch für die Kardiologie, die Radiotherapie oder die Nuklearmedizin.
Hausärzte profitierten als weiterer Vorteil zum Beispiel von einer deutlich höheren Limitation bei der Beratungsleistung. Diese sei neu auf 240 Minuten pro 180 Tage limitiert
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Die neue Tarifstruktur, wie sie heute vorliege, sei sicherlich nicht perfekt, so Stoffel weiter. Tardoc werde sich im «Tarifalltag» noch beweisen müssen. «Zweifellos werden noch zahlreiche Korrekturen von Fehlern, Anpassungen und auch Verbesserungen nötig sein, bis die Tarifstruktur alltagstauglich ist.»
Frühestens per Anfang 2021 in Kraft
Nun müssen die Gremien der FMH und die Kostenträger darüber befinden und die Tarifstruktur genehmigen. Tardoc werde dann per Ende Juni 2019 zur Festlegung dem Bundesrat eingereicht, heisst es. Dieser werde eine Vernehmlassung bei allen Tarifpartnern und interessierten Verbänden durchführen müssen. Voraussichtlich frühestens per Anfang 2021 könnte die neue Tarifstruktur in Kraft treten.
Im Juni 2016 war die Ärzteverbindung FMH mit dem damaligen Tarifvorschlag in der Urabstimmung gescheitert und konnte in der Folge dem Bundesrat den schon lange geforderten neuen Tarif nicht einreichen. Seither hat Gesundheitsminister Alain Berset auf Grund seiner subsidiären Kompetenz Anfang 2018 ein weiteres Mal in den bestehenden Tarmed-Tarif eingegriffen.