Tarmed: Auch die Zürcher Spitäler melden Widerspruch an

Die Zürcher Regierung will den Taxpunktwert von 89 Rappen vorerst beibehalten. Für den Verband Zürcher Krankenhäuser ist klar: Diese Rechnung geht nicht auf.

, 23. Dezember 2016 um 08:38
image
  • tarmed
  • spital
  • zürich
«Wir fordern kostendeckende Tarife»: Mit diesem Satz reagiert Daniel Kalberer, der Geschäftsleiter des VZK, auf den gestrigen Beschluss der Zürcher Kantonsregierung. Diese legte fest, dass die 2016 gültigen Tarife für ambulante Behandlungen ins nächste verlängert werden. Zuvor hatten sich die Verbände der Ärzte, Spitäler und Krankenversicherer nicht auf einen neuen Vertrag für 2017 einigen können.
Das heisst: Der Taxpunktwert von 89 Rappen gilt weiter. Der Verband Zürcher Krankenhäuser hat nun aber errechnet, dass die ambulanten Leistungen bei diesem Preis defizitär sind: Die Unterdeckung beträgt im Durchschnitt 19 Prozent.

«Nirgends gedeckt»

Auf der anderen Seite hatten die Versicherer in den Verhandlungen eine Erhöhung des 89-Rappen-Wertes stets ausgeschlossen. Ihr Hauptargument war, dass in der Schweiz grösstenteils tiefere Tarife gelten.
«Diese Sichtweise lässt ausser Acht, dass die Kosten in der Grundversicherung nirgends gedeckt sind», argumentiert nun der VZK in einer Stellungnahme. Seit Jahren seien die Kosten für ambulante Behandlungen im Spital nicht kostendeckend: Sie werden quersubventioniert durch die Erträge aus Halbprivat- und Privatversicherungen.

Aber Ihr wollt Verlagerung von stationär zu ambulant?

In Zürich habe man dazu solide Daten – und so seien die Spitäler heute in der Lage, die Unterdeckung nachzuweisen. Konkret: Im Kanton Zürich wäre ein Taxpunktwert von 1,07 Franken angebracht.
Auf dieser Basis legen die Zürcher Krankenhäuser nun ein weiteres Argument vor: Bekanntlich pocht Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger (FDP) darauf, dass mehr Behandlungen ambulant durchgeführt werden. Wenn aber diese so unrentabel sind, so das Statement des VZK, «ist der ökonomische Anreiz da, eine Behandlung stationär durchzuführen». 

  • Hier lesen Sie weiter: Tarmed: Zürich legt Tarife provisorisch fest – Ärzte protestieren

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Todesfall vor geschlossener Notaufnahme: Ermittlungen eingestellt

Im Jahr 2020 verstarb eine Person vor der Notaufnahme des Freiburger Spitals in Tafers, die zu war. Doch selbst bei geöffneter Station hätte das medizinische Team die Patientin nicht retten können.

image

Das ist der neue Chefarzt der Berner Herzchirurgie

Alexander Kadner, langjähriger Kaderarzt der Insel Gruppe, wird neuer Chefarzt an der Berner Universitätsklinik für Herzchirurgie.

image

Solothurner Spitäler müssen neuen CEO suchen

Die Solothurner Spitäler stehen vor der Aufgabe, einen neuen CEO zu finden. Martin Häusermann beabsichtigt, im nächsten Jahr von seinem Amt zurückzutreten.

image

Swiss Medical Network: Eigentümer im Visier der Börsenaufsicht

Die Schweizer Börse hat eine Untersuchung gegen die Beteiligungsgesellschaft Aevis Victoria eröffnet, zu der auch die Privatklinik-Gruppe Swiss Medical Network gehört. Es geht um börsenkursrelevante Tatsachen.

image

«Gewalt findet oft unter dem Radar statt»

Eine Umfrage von Medinside zeigt: verbale und körperliche Gewalt in Schweizer Spitälern nimmt weiter zu, Zahlen werden jedoch kaum erfasst.

image

Saanen plant Luxusklinik mit Hausärzten

Neben dem Nobelkurort Gstaad könnte eine Privatklinik mit Spitzenmedizin für Gutbetuchte entstehen. Samt einer Hausarztpraxis für Einheimische.

Vom gleichen Autor

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.

image

Wer will bei den Helios-Kliniken einsteigen?

Der deutsche Healthcare-Konzern Fresenius sucht offenbar Interessenten für den Privatspital-Riesen Helios.

image

Deutschland: Investment-Firmen schlucken hunderte Arztpraxen

Medizin wird zur Spielwiese für internationale Fonds-Gesellschaften. Ärzte fürchten, dass sie zu Zulieferern degradiert werden.