So hart ist der Arbeitsalltag von Schweizer Spitalärzten

Über die Hälfte der Spitalärztinnen hat Diskriminierung erlebt, wie eine grosse Befragung zeigt. Und: Immer mehr Ärzte berichten von Patientengefährdungen.

, 11. Mai 2020 um 07:00
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Immer mehr Spitalärztinnen und -ärzte  fühlen sich ausgelaugt. Das zeigt eine neue Studie des VSAO Verband Schweiz. Assistenz-und Oberärzte/-innen (VSAO). Dies Studie wurde vor der Coronakrise gemacht. 56 Prozent sagen, sie fühlten sich häufig oder meistens müde - vor drei Jahren waren es noch 51 Prozent. Zudem: Ein Drittel fühlt sich häufig oder meistens ausgelaugt.
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Parallel dazu steigt auch die Zahl jener an, die angibt, persönliche Erfahrung mit Gefährdung von Patientinnen und Patienten gemacht zu haben. Verneint 2013 noch fast die Hälfte der Befragten, dass es zu Gefährdungen gekommen war, ist es nun nur noch ein Drittel. Mehr als jede sechste Person sagt sogar, dass es mehr als 9 Gefährdungen sind.
Die Rückmeldungen von Oberärzten und Assistenzärzten unterscheiden sich deutlich. Während nur 28 Prozent der Assistentinnen und Assistenten angeben, keine Gefährdung erlebt zu haben, sind es bei den Oberärzten immerhin 42 Prozent. 
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Arbeitszeit ist entscheidend

Die gefährdenden Situationen passieren - so lässt dich die Befragung deuten -  je häufiger, je höher die Arbeitszeit ist. Von den Personen, deren effektive wöchentliche Arbeitszeit weniger als 50 Stunden beträgt, hatten 60 Prozent solche Situationen erlebt. Bei Personen mit höherer Stundenzahl sind es dann schon gegen 75 Prozent. 
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Ein grosses Problem sind Diskriminierungen

54 Prozent geben an, in den letzten fünf Jahren am Arbeitsplatz diskriminiert worden zu sein oder Diskriminierungen erlebt zu haben. Bei den weiblichen Befragten beantwortet nur jede Dritte die Frage mit Nein. Was sind die Gründe für die Diskriminierung? Am häufigsten kamen Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts vor. Am zweithäufigsten genannt wird ebenfalls eine Diskriminierung, die speziell Frauen betrifft: Schwangerschaft. Auf Platz drei folgen rassistische Diskriminierungen. Gleichauf: Benachteiligungen von Eltern.
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Folgenschwere Diskriminierungen

Die Diskriminierungen haben einschneidende Auswirkungen auf die Betroffenen, wie die Befragung zeigt. Sie zeitigen psychische Folgen, machen krank und haben Benachteiligungen wie tiefere Löhne oder verwehrte Beförderungen zur Folge. Knapp jede sechste Person, die Diskriminierungen erlebt oder beobachtet hat, kündigte deshalb ihre Stelle.
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Die Studie

In der Zeit vom 21. Januar bis 2. März 2020 sind insgesamt 12’928 Mitglieder des VSAO angeschrieben worden. 2944 Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte haben den Fragebogen vollständig ausgefüllt. Für die nachfolgenden Auswertung wurden nur die Antworten der dem Arbeitsgesetz unterstellten Ärztinnen und Ärzte (2884 Interviews) berücksichtigt. Die erhobenen Daten aus den Umfragen 2020, 2017 und 2014 beziehen sich auf die Arbeitsbedingungen in den Kalenderjahren 2019, 2016 und 2013.
Die Studie findet sich hier.
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