Harsche Töne in einem Westschweizer Spital: «Wir fordern alle leitenden Ärzte auf, die Verschreibung dieses Arzneimittels sofort einzustellen. Andernfalls sind wir gezwungen, Sanktionen zu verhängen.» So unmissverständlich äusserte sich Pierre-François Leyvraz, derzeit der Direktor des Hôpital Riviera-Chablais (HRC).
Walliser Kantonsarzt unterstützt Leyvraz
Laut «Le Matin» wollte ein Arzt des Ärztezentrums Chablais in Monthey das Malaria-Medikament Hydroxychloroquin zur Behandlung eines Covid-19-Patienten verschreiben. Das Ärztezentrum gehört zum Riviera-Chablais-Spital, das gemeinsam von den Kantonen Wallis und Waadt geführt wird.
Pierre-François Leyvraz begründete sein hartes Eingreifen damit, dass es keine wissenschaftliche Studie zum Nutzen des Medikaments gegen Covid-19 gebe. Unterstützt wird er vom Walliser Kantonsarzt Christian Ambord.
Im Frühjahr verschrieben es noch viele Spitäler
Grundsätzlich dürfen die Spitäler selber entscheiden, welche Arzneimittel sie verschreiben. Doch gemäss der Standesordnung der Ärztevereinigung FMH gelten «umstrittene therapeutische Praktiken als unzulässig, wenn sie unter Missachtung grundlegender Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft» erfolgen.
Im Frühjahr hat das HCR, wie viele andere Spitäler auch, das Medikament noch verwendet. Es gelangte damals zu Publizität, weil der französische Virologe Didier Raoult in Marseille angeblich Covid-Erkrankte mit dem Malaria-Mittel geheilt haben soll. Sein unorthodoxes Vorgehen stiess jedoch bald auf Kritik.
Mittlerweile zu riskant fürs Herz
Mittlerweile ist bekannt, dass Hydroxychloroquin, das auch in der Rheumatologie verwendet wird, für Covid-19-Patienten riskant ist. Swissmedic warnte vor allem bei Menschen mit Herzproblemen vor der Verschreibung des Medikaments.