Spitäler dulden keine Stoffmasken in ihren Räumen

In den Schweizer Spitälern sind Stoffmasken verboten. An den meisten anderen Orten dürfen sie aber getragen werden – obwohl die meisten nutzlos sind.

, 28. Juli 2021 um 16:51
image
«Eigene Masken (z.B. Stoffmasken) sind in den Spitalgebäuden nicht erlaubt», stellt das Berner Inselspital gegenüber den Besuchern unmissverständlich klar. Vor allen Eingängen sind Dispenser mit Hygienemasken aufgestellt. Ein grosses Plakat fordert Besucher dazu auf: «Stoffmaske gegen abgegebene Maske tauschen.»

Auch keine Tücher

Das Inselspital ist kein Spezialfall. Auch am Universitätsspital Zürich werden Besucher aufgeklärt: «Stoffmasken, FFP-Masken mit Ventil, Tücher usw. bieten nicht die gleiche Sicherheit wie die am USZ verwendeten chirurgischen Masken. Sie müssen am Eingang gegen eine chirurgische Maske ausgetauscht werden», heisst es dort.
In vielen weiteren Schweizer Spitälern – auch in privaten - sind Stoffmasken nicht erlaubt. In der Westschweiz haben die Spitäler schon lange alle Stoffmasken von ihrem Gelände verbannt: Die Schutzwirkung dieser häufig selbstgenähten Produkte sei nicht feststellbar, begründen das Lausanner Universitätsspital und andere Einrichtungen.

Teure Seidenmaske - ausdrücklich ohne Schutzwirkung

Doch warum verbieten Gesundheitseinrichtungen die Stoffmasken, weil sie zu unsicher sind, während sie in Zügen, Bussen und Läden ohne Einschränkung getragen werden dürfen? Unzählige Anbieter von Stoffmasken bieten mittlerweile völlig nutzlose Masken an. Gekauft – und vermutlich auch in der Öffentlichkeit gebraucht - werden solche Stücke auch dann, wenn ausdrücklich drauf steht, dass sie keinerlei Schutz bieten, wie etwa die unten abgebildete Seidenmaske.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) sieht sich nicht verantwortlich dafür, dass ausser in den Spitälern alle Stoffmasken ohne Einschränkungen benutzt werden dürfen – obwohl die Pflicht zum Maskentragen in öffentlichen Verkehrsmitteln und Läden vom Bund erlassen wurde.

Die Empfehlungen der Task Force

BAG-Mediensprecher Daniel Dauwalder erklärt: «Für Community-Masken gibt es keine rechtlich verbindliche Qualitätsnorm. Deshalb kann das BAG lediglich empfehlen, nur solche Produkte zu verwenden, die den Empfehlungen der Swiss National COVID-19 Science Task Force entsprechen.
Die Task Force schreibt: «Achten Sie darauf, dass Sie Community-Masken verwenden, die einen Hinweis auf die «SNR 30000» der Schweizerischen Normen-Vereinigung (SNV) tragen.» Die Wirkung von solchen Community-Masken sei mit der Wirkung von Hygienemasken vergleichbar.

Nur wenige Firmen produzieren nach Norm

Doch in der Schweiz gibt es gerade mal ein halbes Dutzend Firmen, welche ihre Stoffmasken nach dieser Norm produzieren.
Warum also erlaubt das BAG nicht einfach nur noch den Verkauf jener Stoffmasken, welche der Norm «SNR 30000» entsprechen? «Das BAG hat keine Kompetenzen bei der Zertifizierung oder Zulassung von Masken», erwidert Daniel Dauwalder. Das heisst: Mit nutzlosen Stoffmasken kommt man überall durch – ausser in den Spitälern. Diese pochen auf verbindlichen Schutz in ihren Räumen.
image
Beispiel: Eine Seidenmaske für 35 Franken. Sie dient ausdrücklich weder zum persönlichen- noch zum medizinischen Schutz. Und trotzdem sind solche Masken fast überall erlaubt - weil sie niemand verbietet. | PD
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Spital Lachen rückt die Gefässmedizin ins Zentrum

Gefässerkrankungen sind verbreitet und können Menschen jeden Alters betreffen. Unbehandelt können schwerwiegende Komplikationen wie Gefässverschlüsse oder Organschäden folgen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist essenziell – genau hier kommt das Gefässzentrum des Spitals Lachen ins Spiel.

image

Die digitalisierte Patient Journey in der Lindenhofgruppe

Die digitale Patient Journey ist in Schweizer Spitälern etabliert. Sie erleichtert Patient:innen die Planung, Vorbereitung und Begleitung rund um den Spitalaufenthalt und entlastet das medizinische Personal – besonders bei psychisch belastenden Situationen im Vorfeld.

image

Hohe Fluktuation ist ein Qualitätskiller

Wenn Ärzte und Pflegepersonal häufig wechseln, leidet die Patientenversorgung, und die Mortalität steigt: Dies besagt eine Datenanalyse aus 148 britischen Kliniken.

image

Spital Riggisberg: Nur noch vier Operationstage pro Woche

Die Insel Gruppe reduziert die OP-Tage am Spital Riggisberg: Statt an fünf wird ab April an vier Tagen operiert – aus Kostengründen und wegen geringer Auslastung.

image

Innovative Kinderradiologie am Kantonsspital Baden

Das Kantonsspital Baden setzt in seinem Neubau neue Massstäbe in der patientenfreundlichen Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Die Kinderradiologie bietet ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Leistungen und arbeitet eng mit anderen Fachbereichen zusammen.

image

Co-Creation im Gesundheitswesen

Zippsafe revolutioniert mit seinen Produkten das Gesundheitswesen. Ein platzsparendes Spindsystem optimiert Personalumkleiden, während ZippBag und ZippScan den Umgang mit Patienteneigentum verbessern. Erfahren Sie, wie die Produkte durch enge Zusammenarbeit mit Schweizer Spitälern entwickelt wurden.

Vom gleichen Autor

image

«Das Inselspital ist noch lange nicht über den Berg»

Das Inselspital wartete mit guten Meldungen auf. Doch der Insel-Kritiker Heinz Locher gibt keine Entwarnung.

image

So entgehen Sie dem Hochstapler-Syndrom

Viele Ärztinnen und Ärzte überfordern sich – und glauben dann selber, dass sie über ihrem Können spielen. Das ist schlecht für die Psyche.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.