Ein Spital legt erstmals Ärztelöhne im Geschäftsbericht offen

Weniger als eine Handvoll Kaderärzte verdienen bei den Solothurner Spitälern (soH) über 600'000 Franken. Die höchste Gesamtvergütung belief sich 2018 auf knapp 783'000 Franken, 100'000 Franken weniger als noch im Vorjahr.

, 2. Mai 2019 um 06:29
image
  • spital
  • ärzte
  • solothurner spitäler
  • löhne
Zum ersten Mal haben die Solothurner Spitäler (soH) die Gesamtvergütung der Chef- und Leitenden Ärzte im Geschäftsbericht ausgewiesen. Freiwillig – und in dieser Form wohl als erstes Spital in der Schweiz. So belief sich die höchste Entschädigung eines Kaderarztes 2018 auf knapp 783'000 Franken.  
Das ist 100'000 Franken weniger als noch im Vorjahr. Damals waren es noch über 886'000 Franken gewesen, bestehend aus Grundlohn, Leistungsbonus, Honorare aus Zusatzversicherungen sowie Praxishonorare. Vor fünf Jahren betrug diese Summe 567'000 Franken. 

Solothurner Spitäler wollen für Transparenz sorgen

Fast die Hälfte der soH-Kaderärzte kommt auf Entschädigungen zwischen 300'000 und 400'000 Franken, wie der Blick in den Geschäftsbericht weiter zeigt. Diese Zahlen sind nicht ganz neu: Vor ein paar Monaten war es die Regierung, welche den höchsten Lohn eines Chefarztes bei den soH bekannt gab –  auf Druck des Kantonsparlaments hin.
image
Screenshot Geschäftsbericht soH
Zum Vergleich: Im Kantonsspital Aarau (KSA) variiert der Jahreslohn für Chefärzte zwischen 305'000 und 869'000 Franken. Die Bandbreite bei den Leitenden Ärzten liegt zwischen 223'000 und 609'000 Franken. Rund die Hälfte davon verdienen die Ärzte aus der Behandlung von Halbprivat- und Privatpatienten. 
Mit der Offenlegung der Chefarzt-Löhne im Geschäftsbericht wollen die Solothurner Spitäler für Transparenz sorgen, wie CEO Martin Häusermann zu Medinside sagt. Damit sollen auch Gerüchte über Millionensaläre der Ärzte aus der Welt geschafft werden.

Künftiges Kriterium für die Spitalliste

Derzeit laufen kantonale und auch nationale Bestrebungen die Spitäler schweizweit zur Vergütungstransparenz zu verpflichten. Die Überlegungen dieser Offenlegung gehen auch auf eine Motion der Gesundheitspolitikerin Bea Heim zurück. Die SP-Nationalrätin aus dem Kanton Solothurn fordert darin mehr Transparenz bei Entschädigungen und Honoraren bei Spitälern. Auch H+-Präsidentin Isabelle Moret steht hinter der Idee, dass Spitäler unter anderem in einem Vergütungsbericht alle Kaderarztsaläre offenlegen müssen.
Weiter wird von den Kantonen verlangt, die Offenlegungspflicht als Bedingung für die Aufnahme auf die Spitallisten zu verknüpfen. Brisant ist auch: Die Gesundheitsdirektoren (GDK) empfehlen den Kantonen, nicht näher bezifferte Lohnobergrenzen für Spitalkaderärzte einzuführen. Solche Modelle kennen bereits das Kantonsspital St. Gallen (KSSG) oder das Unispital Lausanne. Hintergrund der laufenden Debatte für mehr Vergütungstransparenz sind hauptsächlich mengenbezogene Anreize zu vermeiden und damit die Gesundheitskosten zu senken. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Nach Nullrunde: KSA, KSB und PDGA erhöhen Löhne 2026

Die Angestellten der Kantonsspitäler Aarau und Baden sowie der Psychiatrischen Dienste Aargau erhalten 2026 wieder mehr Lohn. Die Lohnsumme wird um 1,2 Prozent erhöht.

image

Gehälter von KVG-Managern «haben inakzeptable Höhen erreicht»

Die Kommission für soziale Sicherheit des Nationalrats kritisiert die hohen Gehälter einiger Krankenkassenmanagern und schlägt eine gesetzliche Deckelung vor.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Auf dem richtigen Weg

Der Markt für Krankenhaus-Informationssysteme (KIS) befindet sich in einer Phase tiefgreifender Transformation. Die aktuellen Trends und Herausforderungen der Branche sowie die Erwartungen der Kliniken beleuchtet Dirk Müller, Director Product Management CIS4U bei Dedalus HealthCare.

image

«Manche haben unrealistische Erwartungen an die Schweiz»

Die Schweiz erscheint für viele ausländische Ärzte als Traumland. Was es braucht, damit der Jobwechsel gelingt, erklären die Ärztevermittler Francesca und Jan Saner.

image

SP greift nach LUKS-Löhnen: Initiative gegen Spitzenlöhne und «Postenschacher»

Auslöser für die Initiative der SP Kanton Luzern sind nicht zuletzt die angekündigten Gehaltserhöhungen für das Topmanagement im Luzerner Kantonsspital und in der Psychiatrie.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.