Privatspitäler kritisieren Kantone

Die Kantone würden die öffentlichen Spitäler jährlich mit über 2 Milliarden Franken subventionieren, moniert die private Konkurrenz.

, 3. September 2018 um 09:00
image
  • spital
  • studie
  • privatkliniken
  • waadt
  • subventionen
Harsche Kritik der Privatspitäler an den Kantonen. Diese würden den Spitalwettbewerb unrechtmässig verzerren. Der Verband der Privatkliniken Schweiz (PKS) argumentiert gestützt auf eine Studie, welche er von der Universität Basel hat erstellen lassen. Das Gutachten kommt zum Schluss, dass den öffentlichen Spitäler etwa im Jahr 2016 2,3 Milliarden Franken an «offenen und verdeckten» Subventionen zugeflossen seien. Dies in erster Linie als Abgeltung für gemeinwirtschaftliche Leistungen. 
Die PKS stören sich daran, dass Leistungsaufträge etwa für Notfalldienste auf intransparente Weise vergeben würden. Zudem stellten manchen Kantonen den öffentlichen Spitälern Immobilen unter dem Marktpreis zur Verfügung. Zudem würden teilweise zu hohe Fallpauschalen bezahlt. Auch würden manche defizitäre Spitäler künstlich am Leben erhalten. Das sei ein «Skandal», findet der Verband der Privatspitäler und fordert gleich lange Spiesse und ein Wettbewerb im Geist der 2012 eingeführten neuen Spitalfinanzierung.
image
Grafik: Felder, S., Meyer, S., Selcik, F. und Gmünder, M. (2018). Tarif- und Finanzierungsunterschiede im akutstationären Bereich zwischen öffentlichen Spitälern und Privatkliniken 2013–2016. Gutachten im Auftrag der Privatkliniken Schweiz (PKS).
Gemäss der Studie der wirtschaftlichen Fakultät der Uni Basel sind die Subventionierungen von Kanton zu Kanton sehr unterschiedlich. Am höchsten sind sie im Kanton Waadt und im Kanton Basel Stadt.

image
Grafik: Felder, S., Meyer, S., Selcik, F. und Gmünder, M. (2018). Tarif- und Finanzierungsunterschiede im akutstationären Bereich zwischen öffentlichen Spitälern und Privatkliniken 2013–2016. Gutachten im Auftrag der Privatkliniken Schweiz (PKS).
«Das ist Demokratie»
Michael Jordi, Zentralsekretär der Gesundheitsdirektorenkonferenz, räumt gegenüber der «NZZ am Sonntag», dass die Strukturbereinigung in der Spitallandschaft verlangsamt werde. Dies aus regionalpolitischen Gründen. Doch wenn die Bevölkerung an der Urne für den Erhalt eines Spitals votiere und die Politik dies umsetzte, sei dies schlicht Demokratie. Zumal es durchaus eine Bereinigung gebe und die Finanzierung stest transparent erfolge. Seit dem Jahr 2000 sank die Zahl der Akutspitäler landesweit von 184 auf 102.
Die von der PKS in Auftrag gegebene Untersuchung zeigte eine Abnahme der Subventionen auf. 2015 hatten diese noch 2,7 Milliarden Franken betragen - das waren 400 Millionen mehr als im Folgejahr.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Spitäler halbieren Verlust – aber zwei Drittel bleiben im Minus

2024 reduzierten die Schweizer Spitäler ihren Verlust – nach 777 Millionen Franken im Vorjahr waren es nun 347 Millionen. Aber immer noch schreiben fast zwei Drittel der öffentlichen Kliniken rote Zahlen. Die Zahl der Ärzte stieg stärker als jene des Pflegepersonals.

image

Neue Generaldirektorin für die Clinique de La Source

Die Intensivmedizinerin Carlotta Bagna übernimmt im Januar 2026 die Leitung der Privatklinik in Lausanne

image

Abnehmspritzen wirken – aber unabhängige Daten fehlen

Die Datenlage bei Abnehmspritzen ist einseitig: Fast alle Studien stammen von den Herstellern selbst. Forschende warnen vor Interessenkonflikten – und fordern unabhängige Langzeitstudien.

image

Basel: Privatspitäler lösen ihren Verband auf

Die Basler Privatspitäler-Vereinigung wird liquidiert. Man wolle «den Austausch zukünftig offen und flexibel angehen», so die Erklärung.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Studie: Immuntherapie steigert Überlebenschancen bei Lungenkrebs

Eine Studie des Kantonsspitals Baden und des Unispitals Basel zeigt: Wenn Patienten mit Lungenkrebs schon vor der Operation eine Immuntherapie erhalten, überleben deutlich mehr von ihnen die ersten fünf Jahre.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.