Verschreiben Ärzte ein teures Medikament, steht immer auch die Frage im Raum, wie viel sie damit verdienen - als Zuwendungen von der Pharmaindustrie.
In der Debatte um Interessenskonflikte zwischen Ärzten und Medikamentenherstellern legt nun eine im Fachjournal
«Jama» veröffentlichte Untersuchung neue Daten vor.
Danach bezogen 449'964 Ärzte, mithin knapp die Hälfte der amerikanischen Ärzteschaft, im Jahr 2015 von den Medikamentenherstellern insgesamt 2,4 Milliarden Dollar. Chirurgen erhielten höhere Zahlungen als Grundversorger, Männer höhere als Frauen.
Kathryn R. Tringale, Deborah Marshall, TIm Mackey et al.: «Types and Distribution of Payments From Industry to Physicians in 2015» - in: «JAMA», Mai 20176'879 Dollar pro Chirurg
Die Autoren verglichen die zugelassenen US-Ärzte mit den in der Datenbank «Open Payment Report» veröffentlichten Gehältern. Es handelt sich insgesamt um 933'295 Mediziner, davon 66 Prozent Männer und 34 Prozent Frauen.
Die wichtigsten Resultate:
- Von den 2,4 Milliarden Doller entfielen 1,8 Milliarden auf generelle Zahlungen, 544 Millionen Dollar auf ownership interests wie Aktien und Optionen und 75 Millionen auf Forschungszuschüsse.
- 48 Prozent aller Grundversorger bezogen Zahlungen; diese lagen im Schnitt bei 2'227 Dollar.
- Besonders empfänglich für Zuschüsse sind die Chirurgen. 61 Prozent aller Chirurgen erhielten Gelder der Medikamentenhersteller. Diese lagen im Schnitt bei 6'879 Dollar.
- Männer sind häufiger Zahlungsempfänger als Frauen.
- Die fünf Ärzte mit den höchsten Zahlungen erhielten zwischen August 2013 und Dezember 2015 insgesamt über 28 Millionen Dollar.
138 Millionen in der Schweiz
In der Schweiz veröffentlichen die Pharmafirmen seit Sommer 2016, welche Summen sie welchen Ärzten überweisen. Allerdings machen nicht alle Unternehmen mit, und den Ärzten ist es freigestellt, ob ihre Gelder publiziert werden. Rund 30 Prozent nehmen teil.
Die Zeitschrift
«Beobachter» hat die Daten in einer öffentlich zugänglichen Datenbank zusammengetragen. Fürs Jahr 2015 fanden sich rund über 138 Millionen Franken, die an Leistungserbringer im Schweizer Gesundheitswesen verteilt wurden.