Illegale Absprachen? Wenn ein Medikament plötzlich 1800 statt 20 Franken kostet

Gegen 20 Generikahersteller läuft ein Verfahren. Sie sollen unter anderem die Preise massiv in die Höhe getrieben haben. Auch der Novartis-Konzern ist involviert.

, 13. Mai 2019 um 06:17
image
  • pharma
  • medikamente
  • generika
Wenn die Anschuldigungen zutreffen, ist es ein riesiges Kartell - und ein riesiger Pharmaskandal. Involviert sind viele der grossen Player auf dem Generikamarkt - darunter die zum Novartiskonzern gehörende Sandoz und der grösste Genrikaproduzent Teva. Dieser ist der Mutterkonzern der deutschen Ratiopharm. Beschuldigt werden weiter unter anderem aber auch Pfizer, Actavis, oder Mylan. Dies meldet die «Handelszeitung» gestützt auf Informationen der Nachrichtenagentur Reuters.
Der Vorwurf an die insgesamt 20 Unternehmen: Seit Jahre andauernde Preisabsprachen. So sollen die Preise teilweise mehr als verzehnfacht worden sein. Auch soll der Wettbewerb bei Generika in den USA unterdrückt worden sein. 44 Staaten der USA haben am letzten Freitag deshalb Anklage erhoben. Dies haben die Staatsanwaltchaften der Bundesstaaten bekannt gegeben.
Preis stieg von 20 auf 1849 Dollar
Gemäss der «Handelszeitung» sollen dabei etwa Medikamente zur Behandlung von Diabetes, Bluthochdruck, hohem Cholesterin, Krebs oder Epilepsie betroffen sein. Einer der involvierten Staatsanwälte führte als Beispiel das verbreitete Antibiotikum Doxycyclin. 
Dessen Preis war 2014 innert eines Jahres von 20 Dollar auf 1849 US-Dollar angestiegen.  «Ich denke, wir haben festgestellt, dass die Generikaindustrie das grösste private Unternehmenskartell der Geschichte ist», sagte der Staatsanwalt dazu.
Ob auch andere Länder von möglichen Absprachen betroffen sind, ist derzeit unklar.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Apotheken dürfen mehr von ihrer Arbeit verrechnen

Der neue Tarifvertrag für die Apotheken regelt, wie viel die Verblisterung von Medikamenten und die Beratung künftig kosten darf.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Medikamente: Nationalrat lehnt einfachere Zulassung ab

Im Unterschied zum Ständerat will der Nationalrat nichts wissen von einer erleichterten Einfuhr patentabgelaufener Medikamente.

image

Medis im Ausland günstig kaufen? Vergiss es

Der Ständerat will nicht, dass Kosten gespart werden, indem der Kauf von Medikamenten im Ausland zulasten der Grundversicherung ermöglicht wird.

image

Abnehmspritzen für Minderjährige: Erlaubt, aber wenig verordnet

Seit vier Monaten ist Wegovy auch für Kinder ab 12 Jahren zugelassen. Die Bedingungen sind aber streng. Zu streng, wie eine Kinderärztin kritisiert.

image

Bürokratie auf der Packung: Heilmittel-Firmen schlagen Alarm

Eine Allianz von Pharmafirmen wendet sich gegen die geplante Pflicht, individuelle Sicherheitsmerkmale auf Medikamentenpackungen zu setzen: Günstige Arzneimittel würden bedroht – obwohl es gar keinen Grund für die ganze Bürokratie gibt.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.