Der Vorschlag des Bundes,
im Gesundheitswesen Globalbudgets einzuführen, wird kontrovers diskutiert. Während sich die Befürworter weniger Fehlanreize und eine kostendämpfende Wirkung versprechen, sehen Kritiker die Versorgung in Gefahr. Eine differenzierte Sicht hat Heidi Hanselmann, die am Donnerstag zur neue Präsidentin der Konferenz der Gesundheitsdirektoren (GDK) gewählt wurde.
Wichtiges Amt neu besetzt
Die neue Präsidentin der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und –direktoren (GDK) heisst Heidi Hanselmann. Sie ist Gesundheitsdirektorin des Kantons Sankt Gallen und ist seit 2016 Vizepräsidentin der GDK. Zudem hat sie mehrere Jahre auch das Beschlussorgan der Hochspezialisierten Medizin präsidiert. Sie folgt auf Thomas Heiniger, der im Kanton Zürich nicht mehr zur Wiederwahl angetreten ist. Offiziell ist sie ab dem 1. Mai im Amt. Die Plenarversammlung der GDK hat am Donnerstag zudem Lukas Engelberger, Gesundheitsdirektor des Kantons BaselStadt, zum neuen Vizepräsidenten gewählt.
Die St. Galler SP-Regierungsrätin begrüsst die Einführung von Globalbudgets grundsätzlich. Entscheidend sei aber, dass diese richtig ausgestaltet würden. Es dürfe nicht sein, dass die Spitäler im November Patienten abweisen müssten, nur weil das Globalbudget aufgebraucht sei, sagt sie im
Interview mit der NZZ. Sie schlägt vor, dass ein Spital in solchen Fällen begründen muss, weshalb es zur Kostenüberschreitung kommt. Erst wenn das Spital dies nicht könne, müsste das Spital im Folgejahr mit dem tieferen Globalbudget auskommen. Hanselmann ist überzeugt: Eine solche differenzierte Kostenbremse könnte unnötige Behandlungen gezielt einschränken.
«Kein Kahlschlag»
Weiter propagiert die neue GDK-Präsidentin die überkantonale Zusammenarbeit. Es wäre gut, wenn grossräumiger geplant würde, sagt sie im Interview. Überall Operationen anzubieten, mache wenig Sinn. Doch ein Kahlschlag im Spitalwesen ebenso wenig. Auch sei ein solcher vom Souverän nicht gewollt. Hanselmann verweist auf mehrere Spitalfusionen, die politisch gescheitert sind.
Ja zu Zulassungsbegrenzungen - aber keine Lockerung des Vertragszwangs
Für Hanselmann stellen die Krankenkassenprämien eine hohe Belastung für die Bevölkerung dar. Sie begrüsst deshalb ein gut ausgebautes Prämienverbilligungssystem. Man müsse das Kostenproblem aber auch grundsätzlich angehen. Dies etwa, indem man die Vergütungsunterschiede zwischen stationärem und ambulantem Bereich abbaue. So könnten Fehlanzreize vermieden werden.
Weiter spricht sich Hanselmann in der NZZ gegen eine Lockerung des Vertragszwanges. Die begrüsst dagegen, dass die Kantone die Zahl der praktizierenden Ärztinnen und Ärzten steuern könne. Weil die Situation bezüglich Ärztedichten in den einzelnen Kantonen sehr verschieden sei, müssten die Kantone dabei aber einen Entscheidungsspielraum haben.