Nächster Schritt: Künstliche Intelligenz stellt Herz-Diagnosen

In der EU wie den USA wurde nun ein Programm bewilligt, das die Bildgebung und die Abläufe in der Medizin verändern will.

, 2. Februar 2017 um 06:56
image
  • trends
  • radiologie
  • kardiologie
Die US-Medizinaufsicht FDA hat erstmals ein AI-Programm zur klinischen Anwendung zugelassen. Das Produkt der Firma Arterys hatte kurz zuvor auch schon die für Medtech-Anwendungen nötige CE-Zulassung der Europäischen Union erhalten.
Das Programm dient als erstes der Kardiologie: Die Arterys-Software erarbeitet dreidimensionale Ansichten des Herzens und erarbeitet dann, in einem zweiten Schritt, auch Diagnose-Vorschläge. Oder sie weist beispielsweise auf heikle Punkte in der Durchblutung hin.

Zugriff von überall

Das kalifornische Unternehmen ist ein Ableger der Stanford University. Es verspricht, dass die Handhabung simpel und der Zugriff global sein werde. Die einzige Anforderung: Ein Laptop, ein Internet-Anschluss – der Rest geschieht in der Cloud. Die Ärzte können die MRI-Scans ihrer Patienten einlesen, dann erhalten sie Zugriff auf 3-D-Ansichten, und sie erhalten Kommentare. Alles rein digital.
Kurz: Wir haben es mit einem Programm der Künstlichen Intelligenz zu tun. Arterys Cardio DL (so der Name) baut derzeit auf den Daten von 1'000 Herzpatienten. Nun, mit der Anwendung im Alltag, werden auch die Erfahrungen von ständig neuen Fällen eingespiesen.

So präzise wie erfahrene Fachärzte

Die Bedingung für die FDA-Zulassung war, dass der Algorithmus beziehungsweise die Diagosen von Arterys Cardio DL mindestens genauso präzise waren wie die von erfahrenen Fachärzten.
Dies wurde nun erreicht. Wobei das Unternehmen anlässlich des FDA-Plazet darauf hinweist, dass seine Software im Schnitt innert etwa 15 Sekunden zu einem Befund gelangt – während menschliche Analytiker zwischen 30 Minuten und einer Stunde benötigten.
Für die Kalifornier ist die Kardiologie-Anwendung erst der Anfang. Andere Fachbereiche beziehungsweise Organe sollen folgen. «Es ist das erste Mal, dass diese neue Art der Bildgebung für die klinische Anwendung zugelassen wird», sagte Arterys-CEO und Mitgründer Fabien Beckers dem Magazin «Forbes»: «Sie wird den Workflow in der Medizin in die Cloud bringen, und durch das algorithmische Lernen wird es etwas ziemlich Substantielles bewirken.»
Wie funktioniert das? Erklär- und Werbefilm von Arterys:

Erst letzte Woche hatte die Stanford University verkündet, man habe ein System entwickelt, welches frühen Hautkrebs und andere dermatologische Krankheiten genauso präzise feststellt wie Dermatologen.
Konkret fütterte ein Team von Medizinern und IT-Spezialisten ihre Software mit 129'400 klinischen Bildern von Melanomen beziehungsweise anderen Hautkrankheiten – insgesamt 2'000 verschiedene Befunde. In einem Vergleich wurden die Algorithmen nun dazu gebracht, die einzelnen Hautkrebs-Ausprägungen zu erkennen und zu diagnostizieren. Und diese Resultate wurden verglichen mit den Diagnosen, welche 21 Dermatologen bei den gleichen Muttermalen, Hautläsionen beziehungsweise Melanomen stellten.
Das Ergebnis besagte: der digitale Doktor war genauso präzise wie die Ärzte.
  • Zum Thema: Bald braucht es wohl keine Radiologen und Pathologen mehr.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

LUKS Luzern: Neuer Leiter des Radiologie-Zentrums

Alexander von Hessling ist seit 2015 am Institut für Radiologie und Nuklearmedizin des LUKS und hat die Sektion für Neuroradiologie aufgebaut.

image

Schneller gegen Schlaganfall: KSA und ETH entwickeln magnetischen OP-Roboter

Mit der neuen Technologie soll das Eingriffs-Tempo deutlich erhöht werden.

image

LUKS Luzern: Neuer Leiter der Interventionellen Radiologie

De-Hua Chang wechselt vom Universitätsklinikum Heidelberg in die Zentralschweiz.

image

Netzwerk Radiologie weitet sich kantonsübergreifend aus

Das Kantonsspital St. Gallen und der Spitalverbund Appenzell Ausserrhoden kooperieren in der Radiologie.

image

Luzern: Ende des Ärzte- und Pflegemangels in Sicht?

Im vergangenen Jahr wurden 10 Prozent mehr Bewilligungen für Gesundheitsberufe erteilt.

image

Erfolg für Jungunternehmen im Biotech- und Medtech-Bereich

Viele Start-Up-Unternehmen hatten letztes Jahr grosse Mühe, Investoren zu finden. Biotech und Medtech gehörten aber zu den Gewinnern.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.