Medizinstudium: Uni zieht Frauen pauschal Punkte ab

Die Medizin-Hochschule Tokyo Medical Universität in Japan hat angehende Ärztinnen jahrelang systematisch diskriminiert. Der Grund: Die Nachfrage der Spitäler nach Vollzeitstellen.

, 9. August 2018 um 10:00
image
  • gender
  • ärzte
  • medizinstudium
  • spital
Derzeit wird Japan von einem Skandal überrollt: Wie Medien aus Japan und auf der ganzen Welt berichten, hat die Tokyo Medical Universität nachträglich und pauschal die Aufnahmeprüfungen von Frauen manipuliert. Die Medizin-Hochschule gilt als eine der angesehensten und ältesten Universitäten Japans.
Die Universität habe so dafür sorgen wollen, dass weniger Frauen den Arztberuf ergreifen. Der Grund liegt angeblich darin, dass Frauen weniger gut geeignet für lange Schichten und Notfälle seien sollen. Ausserdem würden Ärztinnen nach der Schwangerschaft länger oder ganz zu Hause bleiben.

Unirektor hat davon nichts gewusst

Deshalb wurde der Frauenanteil auf einer heimlich vereinbarten Quote von 30 Prozent gehalten. Konkret wurden den Kandidatinnen bei der Aufnahmeprüfung Punkte abgezogen – bei den männlichen Kandidaten die Punktezahl erhöht. Wie viele Frauen vom Skandal betroffen sind, ist derzeit noch unklar.
Die Praxis flog eher zufällig bei einer internen Untersuchung wegen Bestechungsvorwürfen auf. Die Manipulationen haben seit dem Jahr 2006 stattgefunden, womöglich auch schon davor. Der aktuelle Direktor an der Tokyo Medical University, Tetsuo Yukioka, entschuldigte sich und sagte zugleich, er habe von der Manipulation der Testergebnisse nichts gewusst.


Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

CHUV schafft Spezialprogramm für Patienten mit Autismus

Mit einer spezifischen Betreuung und angepassten Wegen sollen beide Seiten entlastet werden – die Patienten wie das Personal.

image

Kantonsspital Aarau holt Chef Neuroradiologie aus St. Gallen

Pasquale Mordasini übernimmt die vakante Chefarzt-Position im November.

image

Viktor 2023: «Ich freue mich auf die Bekanntgabe der Gewinner»

Hirslanden-CEO Daniel Liedtke ist in der Jury des Viktor Awards, zugleich unterstützt die Spitalgruppe die Aktion bereits zum zweiten Mal. Weshalb, sagt er im Interview.

image

Bern: 100 Millionen, um die Spitäler zu stützen

Die Kantonsregierung plant einen Finanzschirm, damit Listenspitäler im Notfall gerettet werden können.

image

LUKS Luzern: Neuer Leiter des Radiologie-Zentrums

Alexander von Hessling ist seit 2015 am Institut für Radiologie und Nuklearmedizin des LUKS und hat die Sektion für Neuroradiologie aufgebaut.

image
Die Schlagzeile des Monats

«Es kann ja nicht sein, dass die Kernkompetenz der Jungen die Administration ist»

In unserer Video-Kolumne befragt François Muller jeweils Persönlichkeiten aus der Branche zu aktuellen Fragen. Diesmal: Michele Genoni, Präsident der FMCH.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.