Lustig oder ärgerlich? Kispi verschickt «Spritzen»

In der Hoffnung, dass seine Spendenaufrufe besser beachtet werden, verschickt das Zürcher Kinderspital Kugelschreiber, die wie Spritzen aussehen. Für manche Empfänger ist das ein Ärger.

, 27. November 2019 um 06:40
image
  • kinderspital zürich
  • spital
Das Kinderspital Zürich will mit seinen Spendenaufrufen nicht in der Flut der anderen Bettelbriefe untergehen. Im Couvert des Kispis steckt deshalb nicht nur ein Brief, sondern auch ein origineller Kugelschreiber – einer, der aussieht wie eine Spritze.
Nicht bei allen Empfängern stossen solche unverhofften Geschenke auf Freude. Im Konsumentenmagazin «K-Tipp» beklagt sich ein Leser, dass er in den letzten Wochen 21 Spendenaufrufe erhalten habe. Und dass die Absender immer häufiger ein Geschenk beilegen.

Neugierige Empfänger, weil das Couvert dicker ist?

Man zähle auf die Neugierde, sagte ein Vertreter des Kinderspitals gegenüber dem «K-Tipp». Wenn der Empfänger merke, dass etwas im Brief ist, öffne er ihn vielleicht eher, so die Hoffnung der Absender.
Die Zürcher Verhaltenspsychologin Katharina Becker erklärt zudem, dass solche beigelegten Geschenke Druck auf den Empfänger ausüben würden, die Gefälligkeit zu erwidern und mit der Spende den Wert des Geschenkes zu übertreffen.

20 Rappen pro Kugelschreiber

Die Kugelschreiber kosten das Kispi laut dessen Angaben offenbar knapp 20 Rappen pro Stück. Die Erfahrungen von anderen Hilfswerken aus den vergangenen Jahren zeigen, dass Geschenke zu mehr und zu höheren Spenden führen.
Allerdings: Viele Empfänger empfinden solchen «Krimskrams», den sie ungefragt zugeschickt erhalten, als lästig – und zwar auch dann, wenn sie spenden wollen. Einfach in den Kehricht schmeissen wollen sie das Geschenk nicht. Doch eine Rücksendung ist teurer und aufwendiger als die Entsorgung.

Kispi sammelt für den Neubau

Das Kinderspital Zürich gehört seit 150 Jahren der privaten Eleonorenstiftung. Sie sammelt derzeit vor allem für den 600 Millionen Franken teuren Neubau des Kinderspitals in Zürich-Lengg. Die Stiftung will 100 Millionen Franken dazu beitragen.
Bis letzten Sommer gingen 35 Millionen Franken ein. Das heisst, dass noch 65 Millionen Franken fehlen. 2022 oder 2023 ist der Bezug des neuen Kinderspitals geplant. Medinside berichtete hier darüber.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Freiburger Spital erwartet Verlust von fast 30 Millionen Franken

Höhere Lohnkosten und die Inflation verschärfen die Lage am HFR. Viele Investitionen liegen 2024 nicht drin.

image

CHUV schafft Spezialprogramm für Patienten mit Autismus

Mit einer spezifischen Betreuung und angepassten Wegen sollen beide Seiten entlastet werden – die Patienten wie das Personal.

image

Kantonsspital Aarau holt Chef Neuroradiologie aus St. Gallen

Pasquale Mordasini übernimmt die vakante Chefarzt-Position im November.

image

Viktor 2023: «Ich freue mich auf die Bekanntgabe der Gewinner»

Hirslanden-CEO Daniel Liedtke ist in der Jury des Viktor Awards, zugleich unterstützt die Spitalgruppe die Aktion bereits zum zweiten Mal. Weshalb, sagt er im Interview.

image

Bern: 100 Millionen, um die Spitäler zu stützen

Die Kantonsregierung plant einen Finanzschirm, damit Listenspitäler im Notfall gerettet werden können.

image

LUKS Luzern: Neuer Leiter des Radiologie-Zentrums

Alexander von Hessling ist seit 2015 am Institut für Radiologie und Nuklearmedizin des LUKS und hat die Sektion für Neuroradiologie aufgebaut.

Vom gleichen Autor

image

Bedrohtes Spital geht langsam wieder in Normalbetrieb

Eine 65-Jährige verschanzte sich mit einer Schreckschusswaffe in einem Aachener Spital. Die Verantwortlichen sind «zutiefst erschüttert».

image

Ärzte in der Krise: Immer mehr suchen Unterstützung

Zu viel Arbeit, Burn-Out, Angst, Selbstzweifel und Depression: Das sind die fünf Hauptgründe für Ärzte und Ärztinnen, sich Hilfe bei der Remed-Hotline zu holen.

image

Gefragter Aarauer Frauenarzt macht sich selbständig

25 Jahre lang war Dimitri Sarlos an der Frauenklinik des Kantonsspitals Aarau angestellt. Im Oktober eröffnet der Chefarzt eine eigene Praxis.