Ende 2020 wurde beschlossen, das Gehalt des Direktors am Genfer Unispital (HUG) von 379'595 auf 450'000 Franken pro Jahr zu erhöhen. Damit Bertrand Levrat auf einen Schlag fast 20 Prozent mehr. Levrat steht an der Spitze eines Spitals mit fast 14'000 Mitarbeitenden und einem Budget von 2 Milliarden Franken.
Die Genfer Universitätskliniken rechtfertigen den Lohnsprung des Spitaldirektors unter anderem mit Levrats «aussergewöhnlichen persönlichen Engagement» während der Corona-Pandemie, wie die Zeitung «Tribune de Genève» berichtet.
Nicht alle Verwaltungsräte wussten davon
Gleichzeitig erwähnt das Genfer Unispital, dass in der Schweiz das Durchschnittsgehalt der Direktoren von Universitätskliniken 552'000 Franken beträgt, die Vergütung des Direktors des Inselspitals in Bern sei sogar 676'500 Franken.
Pikant ist, dass Levrats Gehaltserhöhung nicht allen Mitgliedern des Verwaltungsrates bekannt war. Auch an der letzten Sitzung Ende Januar soll dies nicht einmal erwähnt worden sein. Viele aus dem strategischen Gremium sollen den Lohnsprung erst aus den Medien erfahren haben.
Unmut in den sozialen Medien
Viele Beobachter fragen sich, ob der Zeitpunkt für die Gehaltserhöhung richtig sei? Denn andere hätten ebenfalls in die Bewältigung der Krise investiert: Pflegefachkräfte, der medizinische Direktor, das Intensivpersonal – und überhaupt alle Mitarbeitenden.
Dass jetzt nur der Spitaldirektor in den Genuss eines höheren Lohns komme, sorgt für Kopfschütteln. Ein Verwaltungsrat, der anonym bleiben möchte, bezeichnet diesen Schritt gegenüber der Zeitung als «grossen Fehler.» Und auch in den sozialen Medien wird die Gehaltserhöhung als «unerwünscht» oder «unanständig» bezeichnet.