Liechtenstein: Erst Streit – dann Public-Private-Partnership?

Die Kämpfe zwischen Privatkliniken und öffentlichen Spitälern lassen sich im Fürstentum exemplarisch verfolgen – quasi im Mikroformat. Oder ist das schon ein Blick in die Zukunft?

, 1. Dezember 2017 um 14:21
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In der Ortschaft Bendern öffnete zur Jahresbeginn die Privatklinik Medicnova ihre Tore. Diverse zuvor wichtige Mediziner des Liechtensteinischen Landesspitals hatten sich dort engagiert.
In der Folge sackten die Patientenzahlen und Einnahmen des öffentlichen Spitals ab, so dass die Regierung im September kurzfristig Geld einschiessen musste. Zugleich trat das Ministerium für Gesellschaft auf die Bremse bei der OKP-Zulassung für Medicnova – bis heute wartet die Privatklinik auf diesen entscheidenden Schritt. Sogar in der Kardiologie, wo Medicnova der einzige Anbieter ist im «Ländle», fehlt die Kassenzulassung.

Was bedeutet «Standort Bendern»?

Dem Verdacht, dass damit einfach das öffentliche Landesspital geschützt werden solle, trat Gesundheitsminister Mauro Pedrazzini entgegen mit einem Verweis auf die Rechtslage: Die Besitzverhältnisse seien unklar, und dem Gesundheitsgesetz widerspreche es, dass Ärzte in Institutionen wirken, an denen sie zugleich beteiligt sind. Auch dürfen sie solchen Häusern nicht Patienten zuweisen. Der Verdacht, dass dem bei Medicnova so ist, drängte sich also auf. 
Sehr überraschend machte der Minister aber jüngst eine Kehrtwende. In einer Antwort auf eine Parlaments-Interpellation stellte er soeben fest, dass man für das Landesspital auch einen «Standort Bendern» prüfe. Das Landesspital steht derweil in Vaduz. Heisst das ein Neubau dort? Oder gar ein Einzug bei Medicnova? Solche Varianten taten sich nun auf – als ein Weg, der unter vielen zu prüfen sein wird.

Gemeinsames Fazit: «Zusammenarbeit ist sinnvoll»

Im Gespräch mit dem «Liechtensteiner Vaterland» deutete Pedrazzini klar an, dass nun alle Optionen geprüft werden – inklusive einer Verlagerung des Standorts des Landesspitals nach Bendern zur Privatklinik Medicnova.
Der Direktor des Landesspitals, Karl-Anton Wohlwend, teilte inzwischen mit, dass er diese Entwicklung begrüsse. «Eine Zusammenarbeit auch mit der Medicnova-Klinik ist sinnvoll und wurde seitens der LLS-Verantwortlichen bereits mehrfach bei dem potentiellen Partner angeregt.»
Ein Problem besteht allerdings darin, dass Medicnova selber bereits mit der Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland kooperiert, konkret insbesondere mit dem Spital Grabs. 

Ausländische Spitäler als lachende Dritte

Doch nun habe das Landesspital bereits Vertreter der Medicnova zu einem weiteren Gespräch eingeladen, um erneut über eine Zusammenarbeit zu diskutieren: «Wenn Medicnova und Landesspital künftig zusammenarbeiten, liegt dies sowohl im Interesse liechtensteinischer Patienten als auch der liechtensteinischen Volkswirtschaft. Andernfalls profitieren lachende Dritte: Ausländische Spitäler», so die Mitteilung. «Das Landesspital geht davon aus, dass ein gutes Kooperationsmodell verwirklicht werden kann und ist bereit dafür.»
Die Privatklinik Medicnova begrüsst die Friedenssignale. Verwaltungsrat Hansjörg Marxer meldete auf «Radio Liechtenstein», sein Klinikunternehmen sei bereits in die Gespräche eingebunden.
Allerdings wollte Marxer dem Landesspital die Annäherung wohl nicht allzu einfach machen: Medicnova habe anfangs ja die Zusammenarbeit mit dem LLS gesucht, doch andere Seite habe damals die Türe mit einem lauten Knall zugeschlagen, sagte er am Radio. Und jetzt sei er «sehr glücklich» mit der Zusammenarbeit mit dem Spital Grabs.
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