Krankenkassenverband empfiehlt Sonderlösung für Gentherapien

Der Krankenkassenverband Santésuisse will, dass seine Mitglieder für neue Krebstherapien pro Patient 200'000 Franken zusätzlich zur Fallpauschale bezahlen.

, 20. März 2019 um 07:30
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Für einige Patientinnen und Patienten kann es lebensgefährlich sein, wenn sie zu lange warten müssen, bis ihre Krankenkasse eine neuartige Gentherapie bezahlt. Deshalb sollen die Krankenkassen des Verbands Santésuisse für solche Fälle eine rasche Lösung treffen.
Diese Sonderlösung sieht folgendermassen aus: Santésuisse empfiehlt seinen Mitgliedern, sich bei der Abrechnung von neuen Gentherapien mit 200'000 Franken zu beteiligen – und zwar über die ordentlichen Fallpauschalen hinaus.

Auch für Kymriah gäbe es Geld

Mit dieser Lösung wäre zum Beispiel die Gentherapie mit Kymriah gegen Krebs für alle Patienten schnell und ohne lange Abklärungen möglich. Bisher war das nicht der Fall. Denn die Spitäler rechnen ihre Behandlungen mit sogenannten Fallpauschalen ab.
Zu deren Berechnung wird in der Regel auf die tatsächlichen Kosten der Spitäler aus den Vorjahren zurückgegriffen. Weil solche Daten bei den neuartigen Verfahren der Gentherapie noch nicht vorliegen, kann diese Therapieform nicht einfach mit den Fallpauschalen abgegolten werden.

Kein übliches Arzneimittel

Da es sich bei neuen Gentherapien auch nicht um ein Arzneimittel im üblichen Sinn handelt, brauche es eine neue Form der Entschädigung, schreibt Santésuisse in einer Mitteilung. Mittelfristig sollen aber auch diese Therapien über das reguläre System der Fallpauschalen bezahlt werden.
Damit die Prämien durch diese neuen Leistungen nicht zu stark ansteigen, stellt Santésuisse die Bedingung, dass es sich in den betroffenen Fällen tatsächlich um eine Pflichtleistung im Sinne des Krankenversicherungsgesetzes handelt. Das muss die Eidgenössischen Kommission für allgemeine Leistungen und Grundsatzfragen (ELGK) beurteilen.

Mit Geld-zurück-Garantie bei Misserfolg

Weiter fordert santésuisse, dass die Krankenkassen nicht zahlen müssen, wenn die Gentherapie mit Kymriah nicht wirksam ist. Diese Forderung dürfte realistisch sein: Erst gestern hat der Pharmakonzern Novartis bekanntgegeben, dass er für das teure Krebsmedikament Kymriah in Deutschland eine Geld-zurück-Garantie leisten will, wenn die Therapie nicht wirkt.

Gentherapie verändert entnommene Körperzellen des Patienten

Die Gentherapie mit Kymriah soll für die Therapie bestimmter Krebsarten zum Einsatz kommen. Für diese Behandlung werden dem Körper des Patienten Zellen entnommen, die gentechnisch verändert werden. Danach werden sie wieder in den Körper eingesetzt mit dem Ziel, dass diese die mit Krebs befallenen Zellen angreifen. Mit dieser Methode soll eine nachhaltige Heilung möglich sein.
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