Krankenkassen-Lobby: Wer hat am meisten Einfluss?

Ein Rating hat die drei wichtigsten Vertreter der Kassen im Bundeshaus gekürt.

, 20. September 2019 um 06:30
image
  • versicherer
  • ruth humbel
  • santésuisse
  • politik
Das Gesundheitswesen ist im Bundesparlament gut vertreten. Speziell viele Interessenvertreterinnen und Vertreter im Bundeshaus haben die Krankenversicherer. Eine Auswertung der «Wochenzeitung» zeigt, welches die Einflussreichsten sind
Dazu hat die WOZ nach einem Schlüssel Punkte verteilt. Dies in den Kategorien: «Vernetzung», «Badge», «Kommission», «wichtigstes Geschäft» und «Vorstösse». Pro Kategorie gab es maximal 20 Punkte - und insgesamt also 100.

Das sind die Top 3

Der einflussreichste Krankenkassenlobbyist unter den Volksvertreterinnen und Vertretern ist demnach der Bündner Heinz Brand (SVP). Der Santésuisse-Präsident erhielt 70 Punkte. Brand ist nicht nur Präsident des grössten Kassenverbands: Er gibt einer seiner zwei Badges, mit denen Lobbyistinnen und Lobbyisten Zutritt zur Wandelhalle des Bundeshaus erhalten, an Santésuisse Direktorin Verena Nold Rebetez. 
Der einstige Asylhardliner Brand fokussiere sich nur noch auf Gesundheitsthemen, konstatiert die WOZ. Er verlangte unter anderem einen «Innovationsartikel», der es den Krankenkassen erlaubt hätte, neue Versicherungsmodelle zu testen. In der Gesundheitskommission und im Nationalrats war Brand zudem einer der zentralen Kräfte hinter der zwischenzeitliche Aufhebung des Ärztestopps. Die Kassen propagierten dies nicht zuletzt deshalb, um der von ihnen angestrebten Aufhebung der Vertragspflicht näher zu kommen.
Auf Platz 2 folgt Ruth Humbel (CVP), die sich selbst «Beraterin im Gesundheitswesen» nennt. In der Praxis heisst dies konkret: Die Aargauerin hat 12 Mandaten in der Gesundheitsbranche. Zudem amtete sie als Vizepräsidentin der mächtigen Gesundheitskommission des Nationalrates. Das gibt im Rating 60 Punkte. Den Rückstand auf Brand holte sich Humbel, weil sie ihren Badge anderweitig vergibt.
Das Podest vollendet der Berner BDP-Mann Lorenz Hess. Dieser ist nicht nur Mitglied in der nationalrätlichen Gesunheitskommission, sondern auch VR-Präsident der Visana-Versicherung. Hess bekommt insgesamt 55 Punkte.

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Bundesrat genehmigt neue Tarife – und schon hoffen alle auf Änderungen

Fachärzte, Privatspitäler und die Pharma-Industrie finden die Tarife «untauglich» und «schlecht konzipiert».

image

Bund soll Tomographie-Untersuchungen kontrollieren

Zu teure Untersuchungen: Die Eidgenössische Finanzkontrolle fordert mehr Aufsicht. Zu vieles liege im Ermessen der Ärzte und Ärztinnen.

image

Zuerst in die Apotheke statt in den Notfall

Das fordert GLP-Nationalrat und Pflegefachmann Patrick Hässig. Er befürwortet deshalb eine 50-Franken-Gebühr für unnötige Notfallbesuche.

image

Verhandlungen zwischen Versicherern und Spitälern: ein «halber Misserfolg»

In Genf gibt es keine Einigung bei den Zusatzversicherungen. Patienten erhalten für bestimmte Behandlungen keine Kosten mehr zurückerstattet.

image

Notfall: Die Bagatellgebühr rückt näher

Wer den Spital-Notfall aufsucht, erhält einen Zuschlag von 50 Franken auf den Selbstbehalt: So will es die Gesundheitskommission des Nationalrats.

image
Die Schlagzeile des Monats

«Man kann ja immer noch ‚Spital‘ drüberschreiben»

In unserer Video-Kolumne befragen wir Experten aus der Branche zu aktuellen Themen. Diesmal: Andri Silberschmidt, Nationalrat, Gesundheitspolitiker, Unternehmer.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.