Für die Therapie von Kindern und Neugeborenen gibt es nicht genug entwickelte oder angepasste Medikamente. In der Kindermedizin werden deshalb oft Mittel verwendet, die entweder nur für Erwachsene («off-label use») oder in der Schweiz (noch) gar nicht («unlicensed use») zugelassen sind. Hinzu kommt, dass die komplexe Arzneimitteldosierung bei Kindern für die meisten Fehler in der Pädiatrie verantwortlich ist.
Um die Sicherheit der Arzneimittelanwendung in der Pädiatrie zu verbessern, wurde die nationale Datenbank «SwissPedDose» geschaffen. Auf der entsprechenden
Internetseite werden seit 2018 schweizweit harmonisierte Empfehlungen zur Indikation, Dosierung und Anwendung der am häufigsten in der Pädiatrie angewendeten Wirkstoffe veröffentlicht. Ende 2021 umfasste die Datenbank über 460 Dosierungsempfehlungen zu den gebräuchlichsten 134 Wirkstoffen.
Diese Dienstleistung steht den Gesundheitsfachpersonen in der Schweiz und im Ausland kostenlos zur Verfügung. Nachdem SwissPedDose die Erwartungen der Gesundheitsfachpersonen erfüllt hat, ist die erste Betriebsphase erfolgreich abgeschlossen und startet in die zweite Runde. Unterstützt wird das Projekt weiterhin vom BAG.
Weitere Informationen gibt es hier. SwissPedDose umfasst acht Kinderkliniken
Das Parlament hatte bereits vor Jahren entschieden, die Sicherheit von Arzneimitteln bei Kindern zu verbessern. Mit der ordentlichen Revision des Heilmittelgesetzes wurde die rechtliche Grundlage geschaffen, welche die Sammlung, Harmonisierung, Auswertung und Veröffentlichung von Dosierungsempfehlungen für Arzneimittel in der Pädiatrie vorsieht. Nach dem erfolgreichen Abschluss eines Pilotprojektes hat der Bundesrat den Auftrag der Weiterführung des Betriebs der nationalen Datenbank SwissPedDose dem gleichnamigen Verein gegeben.
Zudem übernimmt der Bund die Finanzierung des Verzeichnisses. Der Verein SwissPedDose umfasst die acht Kinderkliniken des Collège A (Aarau, Basel, Bern, Genf, Lausanne, Luzern, St.Gallen und Zürich), die schweizerischen Gesellschaften für Pädiatrie und Neonatologie und den Schweizerischen Verein der Amts- und Spitalapotheker und verfügt über ein sehr grosses fachliches Know-how im Bereich der Kinderarzneimittel.
Die Harmonisierung der Dosierungsempfehlungen der am häufigsten in der Pädiatrie angewendeten Wirkstoffe erfolgt nach einem standardisierten Prozess. Dabei werden die Expertisen und die Erfahrungen von Apothekerinnen und Apothekern sowie von Ärztinnen und Ärzten mit zusätzlichem Wissen aus systematischen Literaturrecherchen vereint.
Die daraus resultierenden neuen Dosierungsempfehlungen sind das Produkt aus der Debatte zwischen den Harmonisierungsexpertinnen und -experten des Collège A sowie themenspezifisch beigezogenen Expertinnen und Experten. Diese Debatte wird auf einer eigens dafür geschaffenen digitalen Plattform geführt und dauert so lange, bis ein Konsens erreicht ist. Zudem werden bestehende Dosierungsempfehlungen regelmässig aktualisiert.
Durch diesen differenzierten Harmonisierungsprozess soll sichergestellt werden, dass dem Gesundheitsfachpersonal stets aktuelle, evidenzbasierte national einheitliche Dosierungsempfehlungen zur Verfügung stehen.
Die harmonisierten Dosierungsempfehlungen werden auf der Internetseite SwissPedDose publiziert. Die Empfehlungen werden zudem bereits in diversen Kliniken direkt ins interne Informationssystem übernommen. Nebst der Indikation der verschiedenen Wirkstoffe werden zudem Angaben zur Altersgruppe der Kinder, zum Applikationsweg und selbstverständlich zur Dosierung gemacht.
Zudem können die Referenzen der Literaturrecherche, die der Dosierungsempfehlung zugrunde liegen, abgerufen werden. In den 40 am häufigsten in der Pädiatrie eingesetzten Wirkstoffen, die während des Pilotprojektes eruiert wurden, machten die Wirkstoffe der Gruppe der Antiinfektiva die Mehrzahl aus.
In der Zwischenzeit ist das Verzeichnis konstant gewachsen und beinhaltete im November 2021 bereits 460 Dosierungsempfehlungen für 134 Substanzen, die in den Bereichen Infektiologie, Neonatologie und der allgemeinen Pädiatrie sowie der Anästhesie und der Intensivmedizin eingesetzt werden.