Cresomycin: Den Namen muss man sich wohl merken

Jetzt reden sie schon von «Super-Antibiotikum»: Ein Team der Harvard University präsentierte einen Wirkstoff, der zur Waffe gegen multiresistente Bakterien werden könnte.

, 19. Februar 2024 um 15:20
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Schematische Übersicht und Detaildarstellung von Cresomycin, gebunden an Thermus thermophilus  |  Bild: PD Harvard / Yury Polikanov / University of Illinois.
Ein neuartiges synthetische Molekül weckt Hoffnung im Dauerkampf gegen Bakterien respektive gegen Resistenzen.
Laut einem Fachartikel, der diese Woche in «Science» erschien, konnten amerikanische Biochemiker ein Molekül entwerfen und dann herstellen, das sich an die Ribosomen von Bakterien bindet. Erarbeitet wurde das «Cresomycin» genannte Produkt sowohl mit Computerberechnungen als auch mit biochemischen Methoden in Zellkulturen.
Die Methode könnte helfen, allerlei antimikrobielle Resistenzen zu überwinden, an denen mehr und mehr Antibiotika scheitern.
Cresomycin zeige sowohl In-vitro- wie auch In-vivo-Wirksamkeit gegen grampositive als auch gramnegative Bakterien – und dabei auch gegen multiresistente Stämme von Staphylococcus aureus, Escherichia coli und Pseudomonas aeruginosa, so der Text.
  • Kelvin J. Y. Wu, Ben I. C. Tresco, Antonio Ramkissoon, Elena V. Aleksandrova, Andrew G. Myers et al.: «An antibiotic preorganized for ribosomal binding overcomes antimicrobial resistance», in: «Science», Februar 2024.
  • doi:10.1126/science.adk8013
  • Zur Mitteilung der Harvard University.
Das heisst: Cresomycin könnte gegen eine breitere Palette an Bakterien wirken als die gängigen Antibiotika.
Die Forscher selber stellen ihr «Produkt» allerdings nicht als den definitiven Durchbruch dar: Angesichts der zahllosen möglichen Molekülstrukturen von Antibiotika sei Cresomycin wohl noch lange nicht das wirksamste aller möglichen Moleküle.
Doch die Ergebnisse seien schon mal ein gutes Zeichen.
Vor allem muss noch die entscheidende Frage geklärt werden, wie sicher und effizient Wirkstoffe wie Cresomycin im Menschen sind. Aber: «Unsere Ergebnisse zeigen im Vergleich zu klinisch zugelassenen Medikamenten eine deutlich verbesserte Hemmwirkung gegen eine lange Liste pathogener Bakterienstämme, die zusammen jährlich mehr als eine Million Menschen töten», liess sich einer der Autoren, Andrew Myers, zitieren.
Nun geht es darum, in vorklinischen Studien das Molekül weiter zu testen und zu verbessern.
  • Antibiotika
  • medikamente
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