Kanton Bern will weniger Versorgungsregionen

Die Berner Regierung plant, die Spitäler in grösseren Regionen zu vereinen. Grundlage für das Vorhaben ist der neue Spitalbericht.

, 18. Mai 2021 um 09:00
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Zwar sind die Eigenmittel der Spitäler im Kanton Bern für die nächsten Jahren ausreichend. Doch aus den derzeit schwachen Gewinnen ergeben sich Risiken. Dies zeigt der Bericht von Pricewaterhouse Coopers (Pwc) über die Berner Spitallandschaft. 
Identifiziert haben die Pwc-Beraterinnen und -Berater die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der öffentlichen Berner Gesundheitshäuser. Fazit: Wenn die Spitäler künftig weiterhin wenig Gewinn abwerfen, gefährdet dies langfristig die Finanzierung von Gross-Investitionen.

Vier statt sechs Regionen

Der Bericht der Beratungsfirma hat nun Auswirkungen auf die Berner Spitallandschaft, wie die Regierung am Dienstag mitteilt. Die Gesundheitsökonomen empfehlen in ihrem Papier die Versorgungsregionen zu erweitern. Konkret soll das neue Modell vier statt sechs Versorgungsregionen umfassen:  
  • Regionen Bern-Mittelland,
  • Berner Oberland,
  • Biel/Bienne-Seeland-Berner-Jura und
  • Emmental-Oberaargau. 

«Optimierung statt Abbau»

Der Kanton erhofft sich dadurch eine bessere Vernetzung – und schliesslich eine bessere Profitabilität. Denn die Neuordnung können die Voraussetzungen für Kooperationen und Netzwerke der Leistungserbringer verbessern, wie in der Mitteilung zu lesen steht. 
Der Kanton fügt hinzu, dass es dabei «nicht primär um den Abbau von Standorten» gehe. Nein, es gehe um eine «Optimierung» der Spitalorganisation, verspricht der Berner Regierungsrat. 

«Anpassung der Eigentumsverhältnisse»

Die Exekutive plant aber noch weitere Massnahmen: Etwa punktuelle Verbesserung der Begleitung der Beteiligungen in der Eignerrolle – und «bei Bedarf Anpassung der Eigentumsverhältnisse.» 
Zudem sollen die Leistungsaufträge an das neu geplante Versorgungsmodell angepasst werden, heisst es weiter. Und zwar nach den Grundsätzen:
  • «Wohnortsnahe Grundversorgung»,
  • «Spezialisierte Versorgung unter Einhaltung der kantonalen Vorgaben (insbesondere betreffend Infrastruktur, Personal, Qualität und Mindestfallzahlen)»,
  • «Förderung der integrierten Versorgung zur Vermeidung fragmentierter Behandlungsketten» 

Integriertes Versorgungsmodell als Ziel

Darüber hinaus soll ein «zunehmend abgestuftes und integriertes Versorgungsmodell» die Bildung von Netzwerken und Kooperationen begünstigen. Dies, so die Hoffnung, werde schrittweise zur Transformation der heutigen Versorgungsstrukturen führen. Eine führende Rolle übernehme dabei das Inselspital als Universitätsspital. 
Die geplanten Massnahmen dürften allerdings noch zu reden geben. Der Regierungsrat hat den Spitalbericht nun zur Kenntnisnahme an den Grossen Rat verabschiedet. Im Herbst 2021 wird sich dann das Kantonsparlament mit dem Bericht und der Gesundheitsstrategie befassen. 
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