Impfen: Auch Deutschland zieht die Schraube an

Wenn sich Eltern der Impfberatung verweigern, sollen sie gebüsst werden können.

, 29. Mai 2017 um 05:57
image
  • impfung
  • prävention
  • politik
Deutschland geht zwar nicht so weit wie Italien, wo jetzt die Impfung gegen 12 Krankheiten für Kindergarten- und Schul-Kinder obligatorisch werden. Aber auch das nördliche Nachbarland geht intensiver gegen Eltern vor, die beim Impfen bremsen: Ein Gesetzesentwurf der Regierung in Berlin will, dass es für die Eltern von Krippenkinder eine obligatorische Impfberatung gibt – und wer sich dem verweigert, soll mit bis zu 2'500 Euro gebüsst werden können.
Dies bestätigte Gesundheitsminister Hermann Gröhe der «Bild». «Dass noch immer Menschen an Masern sterben, kann niemanden kalt lassen», sagte der CDU-Minister der Zeitung. «Deshalb verschärfen wir jetzt die Regelungen zum Impfschutz.»
Geplant ist, dass die Krippenorganisationen (Kitas) verpflichtet werden, den Gesundheitsämtern jene Eltern zu melden, die sich der Impfberatung verweigern. Die Ämter wiederum können dann Strafen verhängen.

«Ohne Impfung keine Kita»

Druck in diese Richtung hatte unter anderem der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte BVKJ aufgebaut. Die Mediziner wollen den Besuch von Kindergärten davon abhängig machen, ob die Kinder geimpft sind. «Ohne Impfung keine Kita und auch keine andere Bildungseinrichtung», sagte BVKJ-Präsident Thomas Fischbach in «Die Welt».
In der Schweiz herrscht hier bekanntlich noch grössere Zurückhaltung. Sollte sich die Zwangs-Idee aber in der EU weiter durchsetzen, so könnte sich das Land diesem Druck kaum entziehen. 2015 deutete erstmals eine Umfrage an, dass womöglich eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung für obligatorische Masernimpfungen für Schulkinder zu haben wäre.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Neues Gesetz für Transparenz im Gesundheitswesen

Die Gesundheitskommission des Nationalrats will, dass Ärztinnen, Spitäler und Apotheken ihre Verbindungen mit Pharma-Herstellern offenlegen. Rund 25'000 Institutionen wären betroffen. Jetzt läuft die Vernehmlassung.

image

Mythos Kostenexplosion: Das Gesundheitswesen wird günstiger

Während die Preise für Konsumgüter steigen, werden medizinische Behandlungen, Medikamente oder Therapiegeräte billiger. Sollte man die gesundheitspolitische Debatte neu ausrichten – hin zu den wahren Ursachen?

image

Personalisierte Medizin: Was heisst das für die Solidarität?

Die Mehrheit der Bevölkerung wünscht sich einen fairen Zugang zu innovativen Therapien. Doch wer soll die Rechnung bezahlen? Eine neue Studie zeigt, wie es um Solidarität und Kostenbewusstsein steht.

image

Schweizer Ärzte sind besorgt über WHO-Austritt der USA

Die Weltgesundheitsorganisation WHO ist für das Medizin-Personal in der Schweiz nicht so unwichtig, wie es auf den ersten Blick scheinen mag.

image

Briten wollen mit KI das staatliche Gesundheitssystem verbessern

Der britische Premierminister kündigte an, mit künstlicher Intelligenz (KI) das Gesundheitswesen in Grossbritannien revolutionieren.

image

Unispital Zürich: Regierungsrat bezieht Position zur KIS-Beschaffung

Amerika oder Zürich? Die Frage der KIS-Beschaffung am Universitätsspital Zürich wird immer mehr zum Politikum.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.