Umfrage: Eine Mehrheit wäre für obligatorische Masern-Impfungen

Die Bevölkerung findet eine gute Kontrolle des Impfstatus sehr wichtig. Nur nicht bei sich selbst.

, 10. Dezember 2015 um 10:00
image
  • impfung
  • politik
  • versicherer
Wie verändert sich das Bewusstsein zum Thema Viren? Welche Einflüsse prägen die Ängste? Wie äussern sich die Menschen zu Themen wie Impfen, ansteckenden Krankheiten und Ansprechpersonen im Notfall? 
Antworten dazu bietet eine Befragung, die GfS Bern unter gut 1200 Personen durchgeführt hat; die repräsentative Erhebung erfolgte für das «Virusbarometer», mit dem der Pharmahersteller Gilead jährlich die entsprechenden Einstellungen in der Schweiz untersuchen lässt. 
Grundsätzlich zeigt das diesjährige «Virusbarometer», dass man sich mehrheitlich gesund fühlt – zu 87 Prozent –, wobei allerdings der eigene Gesundheitszustand als eher schlechter eingeschätzt wird, je tiefer das Einkommen ist.

Ebola? Welches Ebola?

Das Interesse an der Gesundheit ist gross, aber selektiv: 84 Prozent der Schweizer Einwohner interessieren sich für Gesundheitsthemen; an Neuigkeiten zum Thema «Viren» erinnern sich allerdings lediglich 36 Prozent der Befragten aktiv.
Am häufigsten wurden in der jüngsten Befragung Neuigkeiten rund um Grippeviren und Pandemien erinnert, gefolgt von Meldungen zum Thema Hepatitis; hier schien die Debatte um neue Medikamente zu Hepatitis C (und um deren Preise) eine Rolle gespielt zu haben. 
Ebola kam erst auf dem nächsten Rang der Viren-Themen, an die sich die Befragten erinnerten. Insgesamt halbierten sich die Nennungen von Ebola als erinnerte Neuigkeit – verglichen  mit 2014.

Alle Resultate finden Sie auf der «Virusbarometer»-Site


Präsentere Viren-Stoffe sind derzeit denn auch Hepatitis, HIV und Grippe. Auf die Frage «Welche Virus-Erkrankung stellt aus Ihrer Sicht die grösste Gefahr für die Gesundheit der Schweizer Bevölkerung dar?» nennen 23 Prozent Grippe- und Influenzaviren, 16 Prozent den HIV und 7 Prozent Hepatitis-Viren. Ebola erachten immerhin noch 3 Prozent als grösste Gefahr unter den genannten Bedrohungen.
Ein bemerkenswerter Graben zeigt sich beim Thema Impfen. Knapp ein Viertel der Schweizer findet es nämlich eher unwichtig, den eigenen Impfschutz aktuell zu halten. Und fast die Hälfte der Schweizer gibt an, der eigene Impfschutz sei nicht aktuell. Andererseits finden 61 Prozent, dass die Überprüfung der Aktualität der eigenen Impfungen in einem Gesundheitscheck enthalten sein sollte. Ebenso viele Prozent wären offen für eine Überprüfung ihres Impfstatus, würden sie vom Arzt darauf angesprochen. 

Impfverweigerer und Impfskeptiker

Auf der anderen Seite verzichtet ein Viertel der Befragten bewusst auf einen aktuellen Impfschutz. An der Wirkung von Impfungen zweifeln indes weniger: Denn 87 Prozent stimmen der Aussage zu, dass dank Impfungen gewisse Krankheiten weltweit besiegt werden konnten.
image
Hausarzt vor Partner: Wem vertrauen Sie bei Gesundheitsproblemen, mit denen man nicht mit allen spricht? Ergebnisse des Virusbarometers 2014 und 2015. (Grafik: Virusbarometer 2015 / gfs Bern / Gilead)
Das «Virusbarometer» erkundigte sich auch nach der Vertrauenswürdigkeit von Ansprechpartnern im Gesundheitswesen. Mit Spitzenwerten brillierte dabei weiterhin der Hausarzt, ähnliches gilt für die Apotheker. Entgegen dem oft beschriebenen Trend zur Online-, Social-Media- und Selbstberatung bringt die repräsentative Umfrage dann in diesem Bereich eine gewisse Skepsis ans Licht: Nur 7 Prozent würden sich etwa mit einem heiklen Gesundheitsthema an ein Social-Media-Forum wenden; aber auch die Telefonlinien der Krankenkassen sind derzeit (mit 41 Prozent Zustimmung) noch nicht ganz mehrheitsfähig.

Impfen als Akt der Solidarität

Ein politisch bemerkenswertes Ergebnis dreht sich um die Impfpflicht. Obwohl eine flächendeckende Impfpflicht nur für wenige Befragte eine Option wäre, findet sich eine Mehrheit von 69 Prozent, die sich für obligatorische Masern-Impfungen bei Kindern ausspricht.
Hier deutet sich an, dass Impfen eben nicht primär als Selbstschutz verstanden wird, sondern als Akt der Solidarität; die entsprechende Aussage bejahen denn auch ähnlich viele Personen, nämlich 70 Prozent der Befragten.
Könnte man sich gegen Hepatitis C impfen, würde zudem ein grosser Teil der Befragten diese Impfung in Erwägung ziehen – nicht aber für HIV/AIDS.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Curafutura: Marco Romano folgt auf Sandra Laubscher

Der ehemalige Mitte-Nationalrat wird Leiter Gesundheitspolitik und Mitglied der Geschäftsleitung.

image

Versicherer bietet allen Kunden Gen-Tests an

Beim US-Konzern Mass Mutual können alle Versicherten zwischen 35 und 70 ihr genetisches Risiko für acht Erkrankungen prüfen lassen.

image

Efas: Das Referendum ist am Ziel

Das Volk wird voraussichtlich im September über die neue Gesundheits-Finanzierung abstimmen.

image
Gastbeitrag von Felix Schneuwly

Ein Gruss aus der sozialistischen Planwirtschaft

Unklare Ziele, diffuse Verantwortung, aber viel Bürokratie: Der Qualitätsartikel im KVG ist ein fehlkonstruiertes Monster.

image

Assura gibt ihr Vorschuss-System auf

Die Krankenversicherung Assura bezahlt Arzt- und Apothekenrechnungen künftig direkt. Versicherte müssen das Geld nicht mehr vorschiessen.

image

Thomas Boyer und die vier Hauptprobleme im Gesundheitswesen

Der Chef der Groupe Mutuel prüft den Austritt aus dem Kassenverband Santésuisse.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.