Hirslanden impft zuerst ihren milliardenschweren Besitzer

Die Privatspitalgruppe sorgt mit ihrem im Auftrag des Kantons Thurgau betriebenen Covid-19-Impfzentrums für Stirnrunzeln.

, 22. Januar 2021 um 07:30
image
  • coronavirus
  • impfung
  • hirslanden
  • thurgau
Die Hirslanden Gruppe betreibt im Auftrag des Kantons Thurgau eine Covid-19-Impfstation. Als einer der Ersten wurde dort nicht, wie es der Impfplan vorsieht, eine über 75-jährige Frau oder ein über 75-jähriger Mann aus der Region geimpft, sondern der südafrikanische Besitzer der Spitalgruppe, Johann Rupert. Der reichste Mann Südafrikas mit einem Vermögen von rund 8 Milliarden Dollar flog eigens aus Südafrika ein und wurde noch vor dem offiziellen Impfstart geimpft, wie die Hirslanden Gruppe gegenüber dem «Tages-Anzeiger» bestätigte. Herr Rupert habe  aus Gründen der Transparenz die Erlaubnis gegeben, seine Impfung im Rahmen der Testimpfung zu bestätigen, wird ein Hirslanden-Sprecher zitiert.

Impfung sorgt für Unmut

Die Impfung Ruperts schlägt hohe Wellen. Schliesslich ist der Impfstoff aktuell ein beschränktes Gut, das den Risikogruppen zur Verfügung stehen soll. Und der Impfplan des Bundes und der Kantone ist klar definiert.
Auch der zuständige Thurgauer Regierungsrat, Urs Martin, meldet sich in den sozialen irritiert Medien zu Wort. Das Ganze löse bei ihm «Stirnrunzeln» aus. Er habe von der Personalie nicht gewusst. Er sagt aber dem Tagi, dass man Hirslanden erlaubt habe, fünf bis zehn Impfungen an Testpersonen durchzuführen.

Regierungsrat war bis Anfang 2020 bei der Hirslanden angestellt

Pinkanterweise war Martin bis zu seiner Wahl in die Regierung 2020 in einer Kaderposition bei der Hirslanden Gruppe tätig. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» gibt er an, bei der Vergabe des Auftrags an seinen ehemaligen Arbeitgeber in den Ausstand getreten zu sein. Hirslanden habe das günstiger von zwei Angeboten eingereicht.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

KI-Tool aus Harvard sagt Covid-19-Varianten voraus

Wäre das Tool der Harvard-Forscher zu Beginn der Pandemie eingeführt worden, hätte es die besorgniserregendsten Varianten identifizieren können, bevor sie auftraten.

image

Covid-Bericht: Schlechte Zusammenarbeit von Bund und Kantonen

Eine Untersuchung der Geschäftsprüfungskommission des Ständerats zeigt: Der Bund hat während der Corona-Pandemie teils schlecht mit den Kantonen zusammengearbeitet.

image

Daniel Koch zurück im BAG? «Theoretisch schon.»

«Mister Corona» würde sich wieder vom BAG anstellen lassen. Und er würde sicher keine alten Leute mehr im Heim einsperren lassen. Das Interview.

image

«Vo Luzern uf Brunne zue»

Die neue Spitaldirektorin im Spitalklinikum Brunnen am Vierwaldstättersee war bisher in der Klinik St. Anna in Luzern tätig.

image

Wie Covid das Risiko für Herzinfarkte erhöht

Forschende aus den USA haben erstmals eine direkte Verbindung zwischen Covid-19-Infektionen und Herzkomplikationen und Schlaganfällen festgestellt.

image

Bern hat erstes Prothetikzentrum der Schweiz

In Bern hat das erste Zentrum eröffnet, das ausschliesslich auf Hüft- und Knieprothetik spezialisiert ist. Das Ziel sei eine weitere Verbesserung der Resultate.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.