Harsche Kritik an Zürcher Spitaldirektor Zünd - er will für Dialyse-Firma arbeiten

Der Direktor des Zürcher Universitätsspitals, Gregor Zünd, will in den Aufsichtsrat der Dialyse-Firma Fresenius Medical Care. Dafür erntet er Kritik.

, 6. März 2019 um 13:20
image
  • spital
  • universitätsspital zürich
Der Direktor des Zürcher Universitätsspitals, Gregor Zünd, will für die weltweit tätige Medizinal-Firma Fresenius Medical Care arbeiten. Dass der Direktor dort im Aufsichtsrat sitzen soll, stösst jedoch auf Unverständnis.

Fresenius betreibt eigene Dialysezentren

Denn wie der «Tagesanzeiger» berichtet, will Fresenius Medical Care in die Schweiz expandieren. Das Unternehmen stellt Dialysegeräte her und betreibt eigene Dialysezentren. Mit solchen eigenen privaten Zentren konkurrenziert die Firma die Dialysestationen der öffentlichen Spitäler.
Kommt dazu, dass das Zürcher Unispital seine Dialysegeräte wie viele andere Spitäler von Fresenius bezieht, der Marktführerin in diesem Bereich.

Zünd will von Fresenius' Erfahrungen profitieren

Umso mehr stösst der Entscheid von Gregor Zünd auf Unverständnis. Zu gross sei der Interessenskonflikt, befürchten Kritiker. Laut «Tagesanzeiger» hat Gregor Zünd selber jedoch gute Gründe für sein neues Mandat: Das Unispital Zürich könne von den Erfahrungen des Unternehmens profitieren, glaubt er.
Fresenius decke die ganze Behandlungskette für Nierenerkrankungen ab. «Das interessiert mich, ich will wissen, wie die denken», sagte Zünd gegenüber der Zeitung. Als Aufsichtsrat von Fresenius Medical Care erhält er ein jährliches Honorar von 88 000 Euro für vier Sitzungen.

Er behält nur die Hälfte des Honorars

Mit dem Spitalrat hat Zünd vereinbart, dass er nur die Hälfte davon behält und die andere Hälfte an die USZ Foundation abgebe, einer Stiftung zur Förderung klinischer Innovationen. Wie hoch sein Lohn als Spitaldirektor ist, legt Zünd nicht offen.
Das Doppelmandat stösst in der Bevölkerung aber auf Unverständnis «Man würde doch eigentlich meinen, der Direktor des USZ wäre genug ausgelastet und hätte es auch finanziell nicht nötig, ein solches Mandat anzunehmen», lautet ein Kommentar.

Unabhängig genug für den Kauf von Dialysegeräten?

Auch die grüne Kantonsrätin Esther Guyer, Mitglied der Aufsichtskommission das Beschaffungswesen der kantonalen Spitäler und Hochschulen, äussert sich kritisch. Sie sorgt sich um die künftige Beschaffung von Dialysegeräten: «Auch wenn der Chef nicht direkt mit Beschaffungen zu tun hat, muss er unabhängig sein.» 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image
Der KI-Ticker

Wo Künstliche Intelligenz das Gesundheitswesen verändert

KI am Kantonsspital Baden ++ Jüngere Ärzte sind skeptischer als ältere ++ Durchbruch in der Sepsis-Erkennung ++ Neuer Rollstuhl ++ KI in der Anamnese ++

image

Schaffhausen: Minus 9,7 Millionen

Auch die Spitäler Schaffhausen schreiben rote Zahlen, vorab wegen ausserordentlicher Abschreibungen.

image

Kantonsspital St. Gallen hat neuen Finanzchef

Bülach, Aarau und jetzt das Kantonsspital St. Gallen. Das sind die Stationen von Martin Banaszak.

image

Oberengadin: Kredit ist «überlebenswichtig»

Die Trägergemeinden des Spitals Samedan sind sich einig: Das Oberengadin braucht eine «qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung».

image

Basel: Adullam-Stiftung engagiert Jörg Leuppi

Der CMO des Kantonsspitals Baselland wird Stiftungsrat bei der Organisation für Altersmedizin.

image

USZ macht Verlust von 49 Millionen Franken

Verantwortlich dafür sind unter anderem inflations- und lohnbedingte Kosten. Zudem mussten Betten gesperrt werden.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Notfall des See-Spitals war stark ausgelastet

Die Schliessung des Spitals in Kilchberg zeigt Wirkung: Nun hat das Spital in Horgen mehr Patienten, macht aber doch ein Defizit.