«Eine Atmosphäre von Sicherheit und Geborgenheit»

Das Gesundheitszentrum Fricktal wurde soeben zum «besten Spital der Deutschschweiz» gekürt. Was ist das Besondere dort? Was macht es aus? Antworten von Anneliese Seiler, der CEO des GZF.

, 19. September 2016 um 07:02
image
Frau Seiler, ist das Gesundheitszentrum Fricktal wirklich das beste Spital der Deutschschweiz?
Diese Bestenliste ist eine «Momentaufnahme», die uns bestärkt, auf sehr gutem Wege zu sein. Trotz der Repräsentativität muss man klar sehen, dass eine Stichprobe zu einem anderen Zeitpunkt auch wieder etwas anders aussehen könnte, gerade beim Thema Patientenzufriedenheit. Die Aussagekraft hat somit auch ihre Grenzen.
  • image

    Anneliese Seiler

    Anneliese Seiler ist seit 2007 CEO und Verwaltungsratsdelegierte der Gesundheitszentrum Fricktal AG. Das GZF betreibt mit gut 850 Mitarbeitern die Spitäler Rheinfelden und Laufenburg, ferner ein Pflegeheim und das Fachärztehaus in Frick. Stationär behandelten die GZF-Spitäler letztes Jahr gut 8'000 Personen.

Insofern sehen wir diese Auszeichnung auch nicht als etwas Absolutes, aber durchaus als etwas Richtungsweisendes und auch Substanzielles.
Was ist das Spezielle? Was würden Sie selber sagen, worin das GZF im gesamtschweizerischen Vergleich besonders ist?
Was uns besonders macht, ist klar: Die unmittelbare Nähe zum Patienten, sei dies durch die Verankerung in der Region, sei dies durch die persönliche und familiäre Atmosphäre, die auch der Genesung zuträglich ist.
Eine Stärke ist ferner die Chefarztbetreuung in den Kliniken und somit die hervorragende medizinische und pflegerische Betreuung.
Zudem haben unsere Häuser eine gute Grösse. Sie sind somit überschaubar und schaffen eine Atmosphäre von Sicherheit und Geborgenheit, ohne dass man sich «verloren» vorkommt.
Ihr Spitzenrang erklärt sich insbesondere aus sehr guten Mortalitätswerten. Hier dürfte der Case Mix eine gewisse Rolle gespielt haben. Wie sehen Sie das im Rahmen der Debatte um die Mindestfallzahlen: Sind Mindestfallzahlen für die Qualität gar nicht so entscheidend? Für wie wichtig erachten Sie diese?
Im Grunde ist es für kleinere Häuser mit weniger hohen Fallzahlen eher schwieriger, tiefe Mortalitätszahlen aufzuweisen, denn selbst einige wenige Sterbefälle stellen dann einen verhältnismässig hohen prozentualen Anteil am Ganzen dar. Dass wir also tiefe Mortalitätszahlen aufweisen, spricht eher für unsere Qualität.
Der Verein Spitalvergleich Schweiz veröffentlichte vor wenigen Tagen erstmals eine «Spital-Bestenliste 2016 der Deutschschweiz». Sie fusst auf Qualitäts-Faktoren wie Infektionsraten, Mortalität oder Patientenzufriedenheit. Auf dem Spitzenplatz landete nicht etwa eine der Universitätskliniken, auch nicht eine vornehme Privatklinik – sondern das Gesundheitszentrum Fricktal. Es holte einen Durchschnittswert von 4,1 (bei einem Maximum von 5).
Mindestfallzahlen haben selbstverständlich ihre Bedeutung im Zusammenhang mit Qualität: Es besteht natürlich eine positive Korrelation, denn mit höheren Fallzahlen etabliert sich Erfahrung und Routine. Es entsteht also eine Lernkurve, die zur Qualität beiträgt.
Andererseits kann man aber auch sagen, dass man bei kleineren Fallzahlen sich die einzelnen Fälle – bei Komplikationen et cetera – viel genauer unter die Lupe nehmen kann, was ebenso zur Qualität beiträgt.
Worauf legen Sie speziell Wert im Qualitätsmanagement? Gibt es ein besonderes Programm – oder auch eine Zertifizierung –, die Sie anwenden?
Nebst der Erfüllung aller obligatorischen Qualitätsanforderungen stehen bei uns Servicequalität, Kundenorientierung und auch Mitarbeiterzufriedenheit im Zentrum all unserer Bemühungen. Bis Ende nächsten Jahres streben wir auch die Zertifizierung nach ISO 9001/2015 und EN 15224 an.
Wo wollen Sie sich noch spezifisch verbessern? Was sind Ihre Hauptanliegen im Bereich Qualität und in der Patientenzufriedenheit?
Wir sehen durchaus noch Potenzial in der stärkeren Positionierung und proaktiveren Kommunikation all unserer Qualitätsmerkmale, zum Beispiel mit einem Qualitäts- oder Nachhaltigkeitsbericht. Ein grosses Anliegen ist für uns immer das Leben nach unseren Werten wie Fairplay, Transparenz, unternehmerisches Handeln oder verantwortungsvolle Führung.
Insofern verstehen wir uns in punkto Qualität als Ansprech- und Dialogpartner für unsere Patienten und Mitarbeitenden und holen uns ihren regelmässigen Input und Feedback über Befragungen, auf die wir dann kontinuierlich mit Verbesserungen und Optimierungen reagieren.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Jede Notfall-Konsultation kostet 460 Franken

Notfallstationen werden immer öfter besucht. Eine Obsan-Studie bietet neue Zahlen dazu. Zum Beispiel: 777'000 Personen begaben sich dreimal in einem Jahr auf den Spital-Notfall.

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Solothurner Spitäler: Bericht zu CEO-Lohn bleibt vorerst geheim

Noch ist unklar, ob Zusatzzahlungen an den Ex-Chef der Solothurner Spitäler rechtens waren. Der Bericht dazu ist da - aber nicht öffentlich.

image

Kispi wegen «Riesenfete» kritisiert – doch die Köche arbeiten gratis

Das überschuldete Kinderspital Zürich feiere seinen Neubau mit einem Michelin-Sternkoch, schreibt ein Online-Medium provokativ.

image

Weitere Umstrukturierung bei Hirslanden – Thomas Bührer in die Konzernleitung

Die Spitalgruppe schafft intern eine neue «Region Mittelland». Damit sollen die Versorgerregionen auch näher an der Konzernleitung sein.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.