Geschlossener Notfall: Nicht nur ein «Tafers-Problem»

Besser dem Notruf 144 telefonieren, als in ein kleines Spital fahren: Das ist die Lehre aus dem Todesfall vor dem Spital Tafers.

, 19. August 2020 um 13:53
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In kleinen Spitälern seien die Notfall-Stationen nachts immer dünn oder gar nicht besetzt, sagt Ronald Vonlanthen, der Medizinische Direktor des Freiburger Spitals (HFR).

Drama vor der geschlossenen Notfall-Station

Er empfiehlt deshalb, Telefon 144 anzurufen und nicht einfach mit dem Privatauto auf eigenen Faust in ein Spital zu fahren. Vonlanthen reagiert damit auf einen tragischen Vorfall vor dem Spital Tafers. Ein Mann wollte seine bewusstlose Frau in den Notfall bringen. Dieser ist aber seit März geschlossen. Die Frau starb. Medinside berichtete hier darüber.
Nach Vonlanthens persönlicher Einschätzung war die Frau vermutlich bereits auf dem Transport im Privatauto gestorben. Generell sei der Vorfall nicht nur ein «Tafers-Problem», ist Vonlanthen überzeugt. Die Notfall-Stationen in kleineren Spitälern seien nicht vergleichbar mit dem Notfall eines Kantons- oder eines Universitätsspitals.

Notruf besser als Privatfahrt

Deshalb sollten Angehörige bei einem lebensbedrohenden Vorfall unbedingt zuerst die Telefonnummer 144 anrufen, statt selber ein Spital anzusteuern. Am Telefon könnten Fachleute unter Umständen schon am Telefon Hilfsanweisungen geben und damit wertvolle Zeit gewinnen. Das Notruf-Personal könne auch besser beurteilen, mit welchem Transportmittel ein Patient am schnellsten in welches Spital gebracht werde.
Das Freiburger Spital zieht trotzdem seine Lehren aus dem Vorfall: Mit einer Kampagne will es besser darüber informieren, dass die Notfall-Station in Tafers nachts geschlossen ist, und wie sich die Bevölkerung in einem Notfall verhalten soll.
Ronald Vonlanthen ist seit anderthalb Jahren Medizinischer Direktor des Freiburger Spitals. Er ist als Anästhesist und Notfallarzt selber mit dem Thema vertraut.
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