Spitalschliessungs-Gegner skandalisieren Todesfall, den es nie gab

Mit einer Initiative soll die Schliessung der St. Galler Spitäler verhindert werden. Bereits vor der Lancierung kommt es nun aber zu einem Eklat.

, 12. Oktober 2020 um 10:23
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Im Kanton St. Gallen sollen mehrere Spitäler geschlossen werden. Dagegen hat sich Widerstand formiert. Eine kantonale Initiative soll lanciert werden.
Das Kampagnensujet dieser Grundversorgungsinitiative zeigt das Bild eines Mannes -  bezeichnet wird er wie folgt «Martin, ✝ 38, Nesslau, Familienvater, verheiratet». Gross darunter steht geschrieben «Wegen Notstand im Krankenwagen verstorben.» Dies weil der Mann nach einem Herzinfarkt und Komplikationen wegen der bereits Anfang 2019 erfolgten Schliessung der Operationssäle am Standort Wattwil nach Wil habe verlegt werden müsse.

Regierungsrat ist «verärgert»

Bruno Damann (CVP), Vorsteher des St. Galler Gesundheitsdepartements wurde stutzig. Wieso wurde der Mann nicht nach St. Gallen gebracht, wie das in solchen Fällen vorgesehen ist? Er recherchierte und merkte, dass es den Fall gar nicht gab. Auf Nachfrage des «St. Galler Tagblatts» bestätigte das Komitee, das den Flyer gedruckt hat, dass der Fall ein fiktiver sei.
Das kam nicht bei allen gut an. Damann sagt er sei «ziemlich verärgert». Und ein Kantonsparlamentarier bezeichnete das Vorgehen als «Propaganda der übelsten Sorte». 
Bisher halten die Initianten aber offenbar am Sujet fest. Auf der Webseite ist es  - Stand, 12. Oktober mittags - weiterhin aufgeschaltet. Aufmerksamkeit ist ihnen damit zumindest garantiert.
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