Forscher wollen wissen, warum und wie Berner kiffen

Weil die Stadt Bern schon lange gern versuchsweise legalen Cannabisverkauf zulassen würde, dies aber nicht darf, startet sie nun eine Kiffer-Studie.

, 3. April 2019 um 07:07
image
  • medikamente
  • psychologie
  • universität bern
«Haben Sie in Ihrem Leben schon Cannabis ausprobiert?», will die Stadt Bern in ihrer Umfrage wissen. Dann sollen die Teilnehmer angeben, warum man ihrer Ansicht nach kifft: Um Sorgen zu vergessen? Um high zu werden? Weil es aufregend ist oder weil es Spass macht?
Rund eine halbe Stunde dauert die Online-Umfrage. Teilnehmen sollen ausdrücklich nicht nur regelmässige Kifferinnen und Kiffer, sondern auch solche, die noch nie oder nur früher Cannabis geraucht haben.

Hilfreiche Strategien zur Kontrolle des eigenen Konsums gesucht

Mit dieser Studie will das Institut für Psychologie der Universität Bern herausfinden, mit welchen Strategien Kifferinnen und Kiffer ihren Konsum kontrollieren. Insbesondere erhofft sich Studienleiter Hansjörg Znoj, Leiter der Abteilung Gesundheitspsychologie und Verhaltensmedizin am Institut für Psychologie der Universität Bern, welches Vorgehen hilfreich ist.
«Solche Strategien können zum Beispiel sein, keine grösseren Mengen von Cannabis bei sich zuhause lagern oder den Cannabis-Gebrauch auf einmaliges Kiffen pro Tag zu limitieren», erklärt Znoj. Ungewohnt an der Studie ist, dass auch die Haltung von Nicht-Kiffenden zu Risiken und Risikovermeidung erfragt wird.

Gemeinderätin will wissen, wie man übermässigem Konsum vorbeugt

Die zuständige Gemeinderätin Franziska Teuscher, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport (BSS), erwartet, dass die Studie der Stadt Hinweise für wirksame Präventionsmassnahmen liefere. «Bis anhin werde vor allem versucht, den Cannabiskonsum repressiv und mit Verweis auf mögliche Gesundheitsschädigungen zu beeinflussen», stellt sie fest.
Die Studienautoren hoffen, dass rund 800 Personen teilnehmen. Die Studienresultate sollen Ende 2019 vorliegen. Eine Bewilligung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) oder der Kantonalen Ethikkommission ist für die Durchführung dieser Studie nicht nötig. In einem anderen Fall hat das BAG jedoch schon einmal die Cannabis-Pläne der Stadt Bern durchkreuzt.

Frühestens in zwei Jahren ist legaler Cannabis-Verkauf möglich

Schon vor knapp drei Jahren wollte die Stadt nämlich einen Versuch starten, in ausgewählten Apotheken legal Cannabis verkaufen zu lassen. Doch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) verbot das. In der Schweiz fehle die gesetzliche Grundlage für solche Versuche. Seither gibt es Bestrebungen, ein Gesetz zu schaffen, das Forschungsprojekte zur Legalisierung Cannabis erlauben würde.
SVP- und CVP-Vertreter im nationalen Parlament wehrten sich bisher jedoch gegen solche Lockerungen. Sie befürchten, dass dadurch der Cannabiskonsums durch die Hintertüre erlaubt würde. Trotzdem will der Bundesrat künftig wissenschaftliche Pilotversuche mit legalem Cannabisverkauf an bestimmten Verkaufsstellen erlauben. Stimmt das Parlament zu, könnten die ersten Pilotprojekte in zwei Jahren starten.
Online-Umfrage: http://tiny.cc/selbstregulationcannabis
image
In einer rund halbstündigen Online-Umfrage will die Stadt Bern mehr über Gewohnheiten im Umgang mit Cannabis erfahren
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Nestlé entwickelt Pizzen und Bowls für Semaglutid-Patienten

Eine eigene Marke soll den Nutzern von «Abnehmspritzen» wie Ozempic und Wegovy die entscheidenden Nährstoffe bieten.

image

Auch Roche meldet Erfolg mit «Abnehm-Spritze»

Der Wirkstoff CT-388 zeigt in einer ersten Studie eine raschere Wirkung als ähnliche Produkte – und einen starken Einfluss auf die Blutzucker-Regulation.

image

Auch im Wallis sollen Apotheker freier Medikamente abgeben können

Dabei geht es nicht nur um tiefere Kosten – sondern auch um die Versorgung in Gegenden mit geringer Ärztedichte.

image

Was Verena Nold wirklich sagte

Die Santésuisse-Präsidentin teilt gegen die Politiker aus und unterstützt die Kostenbremse-Initiative.

image

Weniger Originalpräparate, mehr Biosimilars

Der Anteil an Biosimilars liegt bei 50 Prozent. Zu wenig - weshalb nun verschiedene Massnahmen in Kraft treten.

image
Gastbeitrag von Enea Martinelli

Wir verlieren wichtige Medikamente – für immer

Dass es bei Heilmitteln zu Lieferengpässen kommt, ist bekannt. Doch das Problem ist viel ernster. Zwei Beispiele.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Notfall des See-Spitals war stark ausgelastet

Die Schliessung des Spitals in Kilchberg zeigt Wirkung: Nun hat das Spital in Horgen mehr Patienten, macht aber doch ein Defizit.