«Keine Tarifsenkung auf Basis von unrichtigen Daten» fordert der Verband der medizinischen Laboratorien der Schweiz (FAMH). Die vom Preisüberwacher in den letzten Wochen publizierten Auslandpreisvergleiche zu Labortarifen «basieren auf falschen Daten und sind irreführend», hält die FAMH in der
Medienmitteilung fest.
Damit seien potenzielle Einsparungen von einer Milliarde Franken und mehr propagiert worden – bei einem jährlichen Gesamtvolumen von 1,8 Milliarden Franken. Der Bundesrat habe eine rasche Senkung der aktuellen Tarife auf einen Übergangstarif angekündigt, wobei verschiedene Quellen von 20 Prozent ausgehen würden.
Nun fordert die FAMH von einer überhasteten Tarifanpassung ohne Risikoanalyse abzusehen und «drängt stattdessen darauf, das bereits laufende Projekt zur Tarifanpassung (transAL2) voranzutreiben. Die notwendigen Tarifanpassungen sollten auf der Grundlage von Fakten und zuverlässigen Modellen vorgenommen werden.»
Internationale Kostenvergleiche seien äusserst komplex. «Sie bergen die grosse Gefahr, dass Äpfel mit Birnen verglichen werden. Und dies ist bisher der Fall», gibt der Verband zu denken und hält fest, dass die Laborkosten parallel mit den gesamten Gesundheitskosten gestiegen seien.
Das erstaune wenig, weil Labor-Untersuchungen oft untrennbar mit der ärztlichen Behandlung verbunden seien. Daher seien die oben genannten Schlussfolgerungen des Preisüberwachers, «die ohne jegliche Anhörung der Laborspezialisten publiziert wurden», falsch.
Auch parlamentarische Vorstösse sowie Forderungen von Santésuisse und des Preisüberwachers würden auf falschen Analysen beruhen. Die Aussagen, dass die Schweizer Labortarife mehrere hundert Prozent höher seien als jene im Ausland, sei unrichtig.
Auf der Grundlage des gleichen Modells wie Santésuisse, aber unter Berücksichtigung grundlegender Faktoren wie den Besonderheiten der gesetzlichen und privaten Tarife, der Kostenstruktur und der Kaufkraftparität, habe die FAMH in einer vergleichenden Analyse mit Deutschland nachgewiesen, dass die Grössenordnungen der kommunizierten Tarifunterschiede irrational seien.
Nun sollen die neusten Analysen der FAMH zeigen, dass die tatsächlichen durchschnittlichen Unterschiede nahe bei null Prozent liegen (im Vergleich mit Deutschland und unter Berücksichtigung der Kosten für die Dezentralisierung).
Bei einer detaillierteren Betrachtung lasse sich nachweisen, dass einige sehr häufig verschriebene Einzelanalysen wie CRP in der Schweiz sogar 30 Prozent günstiger seien als in Deutschland.
FAMH sei zwar der Ansicht, dass Tarifrevisionsprozesse notwendig und Optimierungen möglich seien. Verurteilt werde jedoch das derzeitige Verfahren, das auf einem unbegründeten Medienrummel beruhe.
Als nationaler Dachverband hat die FAMH zudem die Sorge, dass sich ein unverhältnismässiger Tarifentscheid auf die Qualität der medizinischen Versorgung der Schweizer Bevölkerung auswirken könnte.
Lesen Sie weiter zum Thema:
Erneuter Angriff auf die Laborkosten«Solche Preise können nicht mehr erklärt werden»Corona-Test ist doppelt so teuer wie in Deutschland