Die Patienten haben verloren, die Krankenkassen sind die Gewinner: So beurteilen Spitalmanager offenbar heute das 2012 eingeführte Fallpauschalen-System. Konkret: In einer Umfrage, welche die Managementberatung
Porsche Consulting durchführte, nahmen 31 Spitalmanager von Schweizer Spitälern teil. Dabei nannten zwei Drittel der Befragten (66 Prozent) die Krankenkassen als Nutzniesser des SwissDRG-Systems.
Lediglich 17 Prozent der Befragten gaben indes an, dass die Patienten durch das Abgeltungssystem eine bessere Versorgung erhalten.
SwissDRG gleich mehr Bürokratie
Festgestellt wurde auch eine zunehmende administrative Belastung durch SwissDRG: Zwei Drittel der befragten Spital-Leiter mussten in ihren Häusern zusätzlich Personal für die Codierung der Diagnosen einstellen. Ein ebenso grosser Anteil beklagte den erhöhten administrativen Aufwand für Ärzte und Pflegepersonal. Beide Faktoren erschwerten die Gewährleistung einer optimalen Patientenbehandlung.
Gefragt wurde auch nach den Hauptgründen für die suboptimalen Zustände bei der Patientenversorgung. Hier nannten 61 Prozent der Befragten die Überbelastung des Personals beziehungsweise den Personalmangel.
Genügende Vergütungssätze? Teils, teils
Fast jeder zweite Spitalmanager schrieb zudem dem hohen Dokumentationsaufwand eine qualitätsmindernde Wirkung zu. Und jeder fünfte Manager nannte den zeitlichen und finanziellen Druck, den das Fallpauschalen-System brachte, als belastenden Faktor für die Patientenversorgung.
Das wirft die Frage auf, ob die Fallpauschalen angemessen berechnet wurden. Das Stimmungsbild hierzu hält sich in etwa die Waage. Während 48 Prozent der Befragten mit der Höhe der Vergütungssätze zufrieden sind, halten 41 Prozent die Pauschalen für nicht ausreichend.
«Strukturen überdenken»
«Trotz der Belastungen durch das neue Tarifsystem für die Spitäler ist klar: Das Fallpauschalen-System ist da und wird bleiben», sagt Roman Hipp, Gesundheitsexperte bei Porsche Consulting. Chancen für Schweizer Spitäler sieht Hipp vor allem in der Optimierung von Abläufen sowie in der Einführung moderner Strukturen im Spital.
«Erster Schritt ist sicherlich die Abschaffung zu langer Verweildauern aufgrund organisatorischer Unzulänglichkeiten. Das darf aber nicht zu Lasten der Patienten gehen. Hier muss jedes Spital selbst aktiv werden und gewachsene Prozesse sowie eingefahrene Strukturen überdenken.»