Insgesamt 35’000 Franken verlangte ein Arzt aus Muri bei Bern von der Visana. Er verrechnete Patientenleistungen, die er gar nie vorgenommen hatte. Schuldig gesprochen wurde der Mann wegen gewerbsmässigen betrügerischen Missbrauchs einer Datenverarbeitungsanlage sowie wegen mehrfacher Urkundenfälschung.
Mediniside berichtete.
Kein direkter Kontakt mit der Visana
Der rechtskräftige Strafbefehl datiert von Ende März 2017. Das Internetportal
«Infosperber» hat nun mit dem fehlbaren Arzt gesprochen und seinen Namen veröffentlicht. Autor Urs P. Gasche nennt ihn einen «uneinsichtigen Betrüger.» Bis heute habe der Arzt der Krankenkasse Visana die zu Unrecht verrechneten 35’515 Franken nicht zurückbezahlt. Der Arzt begründet dies gegenüber «Infosperber» damit, dass «leider mit der Visana nicht in einem direkten Kontakt» sehe. Auch würden seinerseits «zur Eintreibung stehende Forderungen bei der Krankenversicherung» bestehen.
Das Internetportal fragte den Arzt zudem: «Falls gleiche oder ähnliche Fehler bei andern Kassen passiert sind: Haben Sie den betroffenen Kassen zu viel verlangte Honorare zurückbezahlt?» Er antwortete mit «Nein». Von Forderungen oder von Strafanzeigen anderer Kassen wisse er nichts.
Auch die KPT zeigte den Arzt an
Anders sieht es die KPT. «Wir beschuldigen den Arzt, dass er die KPT bewusst mit falschen Abrechnungen getäuscht und betrogen hat», erklärt die ehemalige Beamtenkasse gegenüber «Infosperber». Die entsprechende Strafanzeige sei seit Mitte Juli hängig.
Wie «Infosperber» weiter recherchierte, hält der Strafbefehl folgenden Tatbestand fest:
- Der Arzt verrechnete im Pflegeheim Tarifposten wie «Konsultation» oder «Zuschlag für hausärztliche Leistungen in der Arztpraxis», obschon diese Patientinnen und Patienten nie in seiner Praxis waren.
- Innerhalb von zwei Jahren verrechnete der Arzt der Visana 330mal die Tarifposition «Instruktion von Selbstmessungen», obwohl die Patienten im Pflegezentrum..... selber keine Messungen durchgeführt haben.»
- Der Arzt stellte die Tarifposition «Vorbesprechung diagnostischer/therapeutischer Eingriff mit Patienten/Angehörigen» in Rechnung, «obwohl fast nie ein Eingriff durchgeführt wurde oder bevorstand.»
Urs P. Gasche stellt auch der Ärztegesellschaft des Kantons Bern ein schlechtes Zeugnis aus. Sie habe kein Dossier über den bestraften Arzt angelegt und wisse nicht einmal, ob er Mitglied sei.