Drei Schweizer Spitäler in der Kritik

Fehlende Sterilität bei Operationsutensilien führt zu vielen Infektionen. Diese drei Schweizer Spitäler wurden deshalb gerügt.

, 31. Dezember 2018 um 09:00
image
Ohne sie könnte kein Eingriff durchgeführt werden: Operationsgeräte. Doch manchmal sind es diese Geräte, die die Patientinnen und Patienten zusätzlich krank machen. So erkrankten in der Schweiz 12 Personen nach einem Herzeingriff an einer Infektion mit dem Mycobacterium chimaera, das bei immunsupressierten Patienten zu einer Pneumonie führen kann. Auch in der Schweiz kam es zu Todesfälle. Der Grund für die Infektionen: Vom Hersteller weltweit kontaminiert ausgelieferte Kühlgeräte, die bei den Eingriffen zur Anwendung kamen. 
In Europa starben in den Jahren 2015 bis 2017 innert 24 Monaten über 90'000 Menschen an den Folgen von Infektionen nach Operationen. In der Schweiz kam es im selben Zeitraum zu 57'ooo Infekten. Dies zeigt der Bericht von Swissnoso und von ANQ. Unsterile Operationsgeräte sind immer wieder die Ursache für die Infektionen. Wie die «Sonntags Zeitung» berichtet, gab Swissmedic zwischen 2005 und 2018 fast 700 Rückrufe wegen nicht steril gelieferter Medizinalprodukte heraus - das ist mehr als ein Rückruf pro Woche. Betroffen waren neben 70 verschiedenen Implantate auch 65 Herzkatheter-Modelle.
«Schwerwiegende Abweichung» an drei Schweizer Spitälern
Doch auch bei der Sterilisierung von mehrfach verwendeten Gegenständen kann es zu Fehlern kommen. Deshalb wurden im ersten Halbjahr drei Spitäler gerügt. Bei den im Jahr 2016 durchgeführten Kontrollen waren bei Inspektionen  Fehler erkannt worden. Betroffen waren das Zürcher Kinderspital, die Klinik Hirslanden Zürich und das Kantonsspital Aarau.
Im Zürcher Kispi wurden gleich acht Verfehlungen der höchsten Stufe erfasst. Als sogenannte «Nichtkonformität» werden «schwerwiegende Abweichung» von Bestimmungen bezeichnet. So konnte das Spital etwa nicht nachweisen, dass das zur Desinfektion von Endoskopen verwendete Wasser keimfrei war. Auch in den anderen Spitälern wurden zur Desinfektion teilweise zu schwache Mittel verwendet.
Holzmöbel anstatt sterilem Schrank mit Luftfilter
In den drei Spitälern wurden zudem Desinfektionsgeräte eingesetzt, die nicht validiert waren. Im Kinderspital wurde steriles Material neben verschmutzten Sachen gelagert. Die Klinik Hirslanden lagerten die Endoskope derweil anstatt in sterilen Schränken in alten Holzmöbeln. Bei der Hirslanden-Klinik summierten sich so vier Beanstandungen der höchsten Stufe, in Aarau deren drei. 
Doch die Sanktionierungsmöglichkeiten sind bescheiden: Gemäss der SoZ musste etwa die Hirslanden-Klinik 1'200 Franken bezahlen. Etwas höher war die Busse bei Kinderspital Zürich. Dieses musste auch deshalb 9'200 Franken bezahlen, weil es zwei Jahre und mehrere Ermahnungen brauchte, bis es die Mängel behoben hatte.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image
Der KI-Ticker

Wo Künstliche Intelligenz das Gesundheitswesen verändert

KI am Kantonsspital Baden ++ Jüngere Ärzte sind skeptischer als ältere ++ Durchbruch in der Sepsis-Erkennung ++ Neuer Rollstuhl ++ KI in der Anamnese ++

image

Schaffhausen: Minus 9,7 Millionen

Auch die Spitäler Schaffhausen schreiben rote Zahlen, vorab wegen ausserordentlicher Abschreibungen.

image

Kantonsspital St. Gallen hat neuen Finanzchef

Bülach, Aarau und jetzt das Kantonsspital St. Gallen. Das sind die Stationen von Martin Banaszak.

image

Oberengadin: Kredit ist «überlebenswichtig»

Die Trägergemeinden des Spitals Samedan sind sich einig: Das Oberengadin braucht eine «qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung».

image

Basel: Adullam-Stiftung engagiert Jörg Leuppi

Der CMO des Kantonsspitals Baselland wird Stiftungsrat bei der Organisation für Altersmedizin.

image

USZ macht Verlust von 49 Millionen Franken

Verantwortlich dafür sind unter anderem inflations- und lohnbedingte Kosten. Zudem mussten Betten gesperrt werden.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.