Tarmed: Ärzte gegen Curafutura-Vorschläge

Auch die von Santésuisse beantragten Pauschalen für Augenheilkunde und Kardiologie finden kaum Zustimmung bei der FMH.

, 28. Oktober 2016 um 11:00
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«Die FMH lehnt die vorgestellten Massnahmen klar ab»: So kommentiert der Ärzteverband das heute von Curafutura vorgestellte Massnahmen-Paket zur Revision des Tarmed. 
Die Vorschläge des Versichererverbands benachteiligen die freipraktizierenden Ärzte: Es werde nicht derselbe Preis für die gleiche ärztliche Leistung verlangt, die unterschiedlichen Weiterbildungszeiten der Fachärzte blieben ausser Acht, und überhaupt werde die Komplexität der geltenden Tarifstruktur weiter erhöht. 

Was ist das Gespräch wert?

Curafutura hatte am heutigen Freitag den Bundesrat aufgefordert, bis nächsten Sommer selber einzugreifen und eine neue Struktur durchzusetzen. Unter anderem sollten kürzere Behandlungszeiten berücksichtigt werden – insbesondere bei bestimmten Spezialistenbereichen –, während andererseits das therapeutische Gespräch finanziell aufzuwerten sei.
Das Paket schlägt ferner einen Abschlag auf ärztlichen Leistungen bei praxisambulanten Eingriffen vor, die Aufhebung der quantitativen Dignitäten, ferner die Einführung von Limitationen und weiteren Abrechnungsregeln.

Rückverlagerung von ambulant zu Spital

Letztlich wünsche Curafutura für die gleiche ärztliche Leistung unterschiedliche Preise, je nachdem, ob sie im praxisambulanten Bereich der niedergelassenen Ärzte oder im spitalambulanten Bereich erbracht wird. Diese Massnahme würde nicht nur die freipraktizierende Ärzteschaft diskriminieren, sondern auch Eingriffe von der preiswerteren ambulanten Arztpraxis zur teureren Spitalinfrastruktur verlagern, argumentiert die FMH. 
Ebensowenig akzeptieren will die FMH, dass die unterschiedlichen Weiterbildungszeiten der diversen Facharzt-Richtungen – wie von Curafutura gewünscht – bei der Abgeltung über den gleichen Leisten geschlagen werden. 
«Diese Bewertungen können nur mittels Einbezug aller Fachärzte mit dem notwendigen medizinischen Fachwissen in einer vollständigen betriebswirtschaftlichen Überarbeitung angepasst werden», schreibt die Dachorganisation der Schweizer Mediziner.

Eigenes Revisionsprojekt «Tarco»

Für die FMH eine umfassende Tarifrevision unter Einbezug aller Ärzteorganisationen und Tarifpartner der einzig richtige Weg. Deshalb hat sie hat gemeinsam mit allen Dach- und Fachgesellschaften das neue Tarifrevisionsprojekt «Tarco» gestartet, um eine revidierte Tarifstruktur auf Basis einer sachgerechten und betriebswirtschaftlichen Abgeltung der ambulanten ärztlichen Leistungen zu erarbeiten. 
Entsprechend äussert sich die FMH auch skeptisch zu den heute von Santésuisse und fmCH Tarifunion beim Bundesrat eingereichten Pauschalen bei Augenheilkunde und Kardiologie: Denn nach wie vor gelte es, sich an die Vorgaben des Bundesrats zu halten, einen einheitlichen Tarif durch die Tarifpartner einzureichen.

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