Tarmed: Curafutura fordert Eingriff des Bundesrates
Damit will der Krankenversicherer-Verband die Branche aufrütteln. Und weitere behördliche Eingriffe sollen abgewendet werden. Die Vorschläge zeigen, dass Curafutura eher Druck auf die Spezialärzte ausüben will – zugunsten der Allgemeinpraktiker.
, 28. Oktober 2016 um 12:00- Neue Tarife bei Zeit-Einsparungen. Wo der Einsatz neuer Technologien den Zeitbedarf für Behandlungen gesenkt hat, dürfe nicht mehr nach dem alten Tarif entschädigt werden. Namentlich nennt Curafutura hier die Radiologie, Radiotherapie, Augenheilkunde, ambulante Chirurgie, teils auch Dermatologie und Hals-/Nasen-/Ohrenmedizin.
- Aufwertung des Gesprächs. Therapeutisch notwendige Gespräche der Ärzte seien im alten Tarif unterbewertet, findet Curafutura. Sie sollen darum gegenüber spezialärztlicher Diagnostik und Eingriffen höher bewertet werden.
- Mehr Transparenz. Heute sei weder für die Patienten noch für die Versicherer ersichtlich, wofür bei Konsultationen wieviel Zeit aufgewendet wird. Deshalb sei die Transparenz bezüglich der erbrachten Leistungen zu erhöhen.
«Endlich den Ernst der Lage erkennen»
Aber: Eingriff kann nur Zwischenlösung sein
Bitte eingreifen:
Diese Massnahmen schlägt Curafutura dem Bundesrat vor
- Genauere Zeitabrechnungsmöglichkeit durch Umwandlung von mengenrelevanten Handlungsleistungen in Zeitleistungen für «Untersuchungen durch den Facharzt...», weil diese teilweise wesentlich effizienter erbracht werden, als die fix hinterlegten Minuten.
- Verankerung von bestehenden und neuen Regeln für die Verrechnung von Zeittarifen in der Tarifstruktur.
- Online-Publikation der Tarifstruktur mit Interpretationen und Regeln.
- Stopp von Mengenausweitungen bei bestimmten TARMED-Positionen (Bsp. «Leistungen in Abwesenheit des Patienten») mittels eindeutiger und für alle Ärzte gleich geltenden Regeln. Sämtliche Mengen- und Zeitlimitationen in der Tarifstruktur Tarmed sollen unabhängig von der Abrechnungsform gelten; ie Ausnahmen für elektronisch abrechnende Leistungserbringer entfallen.
- Verbrauchsmaterialien und Implantate mit Kosten von über 4'000 Franken erhalten den maximalen Logistikzuschlag von 400 Franken (Deckelung des 10prozentigen Logistikzuschlags)
- Verkleinerung der Einkommensschere zwischen Spezialisten und Generalisten.
- Alle Arztleistungen werden unabhängig von der Facharzt-Dignität gleich hoch gewichtet.
- Kostenneutrale Umsetzung der Massnahme führt zu einer Aufwertung des Patientengespräches und der Grundversorgerleistungen.
- Anwendung des «Praxis-OP»-Abschlags zusätzlich auf die Abgeltung der ärztlichen Leistung, wenn Eingriffe im preiswerteren «Praxis-OP» anstelle des «OP-I» durchgeführt werden.
- Der «Praxis-OP» wird in bestimmten Leistungspositionen der Tarifstruktur fest integriert.
- In einem ersten Schritt sollen die Bewertungen der identifizierten Handlungsleistungen um 5 Prozent gesenkt werden. Dies setzt für die Leistungserbringer gleichzeitig den Anreiz, die Minutagen offenzulegen, damit in einem zweiten Schritt eine datenbasierte Aktualisierung in der Ats-Tms AG erfolgen kann.
Artikel teilen
Loading
Comment
2 x pro Woche
Mitten in Luzern entsteht ein neues Ärztezentrum
In der Stadt Luzern eröffnet bald eine neue Gruppenpraxis, wo künftig mehrere Ärzte in einer Ärztegemeinschaft arbeiten werden.
Wann versöhnen sich die beiden Krankenkassenverbände?
Im Schweizer Gesundheitswesen geht kaum mehr etwas vorwärts. Schuld daran sind auch die beiden zerstrittenen Krankenkassenverbände.
Ein Medizin-Imperium aus dem Supermarkt: Kommt das gut?
Die Migros fügt unermüdlich weitere Bausteine zu ihrem Gesundheitsreich hinzu. Ist die Migros-Medizin ein gutes Rezept für die Schweiz?
Föderation der Schweizer Psychologen erhebt beim BAG Beschwerde gegen Santésuisse
Grund für die Beschwerde: Der Krankenkassenverband weigert sich, die Leistungen von Psychotherapeuten in Weiterbildung zu übernehmen. Das gefährde den Beruf.
Frankreichs Hausärzte gehen auf die Strasse
Statt 25 Euro pro Konsultation wollen französische Hausärzte künftig das Doppelte. Sind sie geldgierig oder arbeiten sie zu einem Hungerlohn?
Ärztin soll mehrere hunderttausend Franken zurückzahlen
Eine Psychiaterin hat den Krankenkassen offenbar viel zu hohe Rechnungen gestellt. Nun soll die auf Kinder und Jugendliche spezialisierte Medizinerin zur Kasse gebeten werden.
Vom gleichen Autor
Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding
Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.
Wer will bei den Helios-Kliniken einsteigen?
Der deutsche Healthcare-Konzern Fresenius sucht offenbar Interessenten für den Privatspital-Riesen Helios.
Deutschland: Investment-Firmen schlucken hunderte Arztpraxen
Medizin wird zur Spielwiese für internationale Fonds-Gesellschaften. Ärzte fürchten, dass sie zu Zulieferern degradiert werden.