Dass Zahnärzte wie Restaurants oder Spitäler wie Ferienhotels verglichen werden: Dieser Trend war absehbar und hat längst eingesetzt. Zwar sind die Versuche, die Schweiz mit Medizinranking-Portalen zu durchdringen, bislang eher diskret geblieben; aber es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis solche Vergleichsangebote auch hier gang und gäbe sind.
Dafür liefert Comparis den aktuellen Beweis. Der bekannte Vergleichsdienst hat jetzt einen Spitalvergleich gestartet, wie die
«Neue Zürcher Zeitung» als erstes berichtet hat.
Auch hier geht es darum, dass Patienten vor dem Gang ins Spital im Internet nachschauen können, wie frühere Patienten das Haus denn beurteilt haben.
Leistung? Abläufe? Betreuung?
Noch ist der Rahmen klein: In der jetzigen Startphase können lediglich die Angebote in der Geburtshilfe verglichen werden – also in einem Feld, das bekanntlich von den Spitälern als wichtig und für die Kundenakquisition bedeutsam erachtet wird.
Das heisst konkret:
Auf der entsprechenden Site kann man alle Spitäler und Geburtshäuser aus der Liste des Bundesamtes für Gesundheit auswählen und dann zwischen Kaiserschnitt und natürlicher Geburt unterscheiden. Bei der Bewertung werden die Patientinnen zu folgenden Aspekten befragt: Spital-Leistung, Spital-Prozesse, Betreuung und ob sie das Krankenhaus weiter empfehlen würden. Dabei können sie die Noten anonym abgeben.
Demnächst: Orthopädie und Kardiologie
Prominent listet die Seite auch die Fallzahlen des BAG auf, so dass die Patienten sehen können, wie gängig ihre Behandlung in einem Spital ist – bei den Geburten also von den Hôpitaux universitaires de Genève (2'851 Geburten) bis zum Maison de naissance Tilia (23).
Wie Comparis weiter
mitteilt, sollen bald auch andere Leistungen in den Spitalvergleich aufgenommen werden. Konkret nennt das Unternehmen orthopädische Operationen und Behandlungen im Herzbereich.
Für jeden Teilbereich gibt es Noten nach dem Schulsystem, und am Ende ergibt der Durchschnitt eine Gesamtbewertung für das Spital. Comparis wird diese Noten erst aufschalten, wenn zehn Personen den Fragebogen für ein konkretes Krankenhaus ausgefüllt haben.
«Chance, Schwächen zu korrigieren»
Wie Felix Schneuwly gegenüber der NZZ sagte, habe man die Schweizer Spitäler um Unterstützung anfragt – und die ersten Reaktionen seien positiv: «Viele Spitäler erkennen die Kundenbewertung als Chance, eigene Schwächen zu korrigieren – aber auch als Marketinginstrument im Werben um Patienten.»
Andererseits verweigert der Spitalverband H+ eine Beteiligung: «Ranglisten aufgrund von subjektiven Einschätzungen lehnen wir grundsätzlich ab, weil sie aus unserer Optik nicht sinnvoll sind», sagt H+-Direktor Mitglied Conrad Engler. So habe nicht jedes Spital gleich schwere Fälle: Wo es mehr Risikogeburten gebe, drohten eher Komplikationen – was wiederum zu schlechteren Bewertungen verleiten könnte.
Kommt hinzu, dass der Verband mit
«Spitalinformation» selber ein Such-Portal betreibt, auf dem die Patienten auch Qualitätskriterien finden können.