Co-Marketing-Arzneien: Wo sich noch Millionen sparen liessen

Das mediale Gesundheitsthema des Tages sind die Co-Marketing-Medikamente: Kritischen Stoff darüber gibt es heute per Web, Radio und Fernsehen.

, 27. Oktober 2015 um 12:43
image
  • medikamente
  • gesundheitskosten
  • medikamentenpreise
Dass das Spar-Potential der Generika nicht ausgeschöpft wird, ist ein oft moniertes Thema der Gesundheitspolitik. Weniger bekannt sind die Co-Marketing-Arzneien. Jene Medikamente also, die völlig identisch ist wie andere Mittel und auch vom gleichen Hersteller verkauft werden – die aber teurer sind (hier die Liste der von Swissmedic zugelassenen Co-Marketing-Arzneien).
Mehrere Medien greifen das Thema heute auf: Die SRF-Radiosendung «Espresso» sprach am Morgen von «Etikettenschwindel», auf dem Online-Portal «Infosperber» klagte der Gesundheitspublizist Urs Gasche über «verschleuderte Prämien», und die Fernsehsendung «Kassensturz» zeigt heute (Dienstag) abend, «mit welchen Medikamenten Millionen verpulvert werden» (so die Ankündigung).

Ponstan gleich Mefenamin

Worum geht es? Im Zentrum der Kritik steht der Bundesrat beziehungsweise die Krankenversicherungsverordnung, die vorsieht, dass die Kassen auch teurere Co-Marketing-Medikamente voll vergüten müssen. Die Radiosendung «Espresso» beschrieb das Vorgehen heute morgen am Beispiel der Pfizer-Schmerzmittel Ponstan respektive Mefenamin, wobei klar wurde: Es geht den Herstellern darum, verschiedene Märkte mit verschiedenen Mitteln zu bearbeiten – hier die Apotheken, da die Grossverteiler. Oder: hier mit Rezept, da ohne Rezept.
So weit, so normal. Der heikle Punkt – und diesen stellen nun «Kassensturz» und «Infosperber» an den Pranger – ist die Krankenversicherungsverordnung, konkret: Artikel 66b: Er zwingt die Kassen, auch teurere Co-Marketing-Arzneimittel voll zu vergüten. Damit entstehen öffentliche Zusatzkosten im Bereich von Dutzenden Millionen Franken. 
«Eine Pille, zwei Preise»: «Kassensturz», SRF 1, Dienstag, 27. Oktober, 21.05–21.50 Uhr.«Infosperber-Redaktor heute abend im Kassensturz», «Infosperber», 27. Oktober 2015.«Medikamenten-Kopie: Gleicher Inhalt, nur teurer», SRF «Espresso», 27. Oktober 2015
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Medis im Ausland günstig kaufen? Vergiss es

Der Ständerat will nicht, dass Kosten gespart werden, indem der Kauf von Medikamenten im Ausland zulasten der Grundversicherung ermöglicht wird.

image

US-Politik: Interpharma warnt vor Versorgungsproblemen

Donald Trump drängt ultimativ auf tiefere Medikamentenpreise für die USA – auf Kosten kleiner Märkte. Die Pharmabranche fordert nun rasche und entschlossene Reformen in der Schweiz.

image
Die Rechtsfrage der Woche

Vitamine und Versprechen: Was beim Verkauf von Nahrungsergänzungs-Mitteln gilt

Nahrungsergänzungsmittel füllen die Regale – in Apotheken, Supermärkten und Online-Shops. Aber viele Werbeversprechen sind unzulässig. Eine juristische Einordnung, wo die Grenzen verlaufen – und was bei der Vermarktung in der Schweiz zu beachten ist.

image

Versorgungssicherheit: Bundesrat kommt mit Gegenvorschlag

Die Volksinitiative zur medizinischen Versorgungssicherheit stösst in Bern auf Verständnis – aber nicht auf Zustimmung. Die Landesregierung präsentiert eine enger gefasste Alternative für mehr Arzneimittelsicherheit.

image

Seltene Krankheiten: Mehr Zulassungen, aber wenig Zusatznutzen bei Orphan Drugs

Über die Hälfte der neuen Medikamente bieten keinen echten Fortschritt. Und kaum je schaffen sie neue Lösungen für seltene Erkrankungen ohne Behandlungsmöglichkeiten.

image

Avos - neun Gesuche in der Pipeline

Bei 18 Eingriffen gilt der Grundsatz ambulant vor stationär. Die Liste könnte Ende Jahr um 9 weitere ergänzt werden.

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.