Bundesrat hat genug von Werbeanrufen von Krankenkassen

Ein neues Gesetz nimmt die Versicherer bei der Kundenakquise an die kürzere Leine. Dies weil die Selbstregulierung nicht funktioniert.

, 18. Mai 2020 um 12:01
image
  • versicherer
  • bundesamt für gesundheit
  • bundesrat
  • politik
Sie sind für sehr viele Menschen im Land ein häufiges Ärgernis: Werbeanrufe von Verkäufern, die zu einem Wechsel der Krankenkassenprämien bewegen wollen. Dabei gehen die Vermittler häufig wenig zimperlich vor. Der Grund: Für die Versicherungsmakler ist dies ein einträgliches Geschäft - nicht nur beim Verkauf via Telefon-Marketing. Manche Versicherer haben 2015 zwar bereits einen Ehrenkodex unterzeichnet. Doch: «Im Anschluss stellte sich jedoch heraus, dass sich nicht alle Versicherer an die Vereinbarung ihres Dachverbands hielten», schriebt der Bundesrat nun. Viele von den störenden Anrufen geplagten Menschen können dies bestätigen.

Regeln gelten auch für Zusatzversicherungen

Im Parlament wurde in der Folge Vorstösse überwiesen. Nun hat der Bundesrat gehandelt. Er hat eine Gesetzesvorlage geschaffen, mit der «die Vermittlertätigkeiten im Bereich der Krankenversicherung sollen stärker reglementiert werden». Diese neuen Regelungen sollen für alle Versicherer verbindlich sein und sowohl für den obligatorischen Teil der Versicherungen als auch für die Zusatzversicherungen gelten.
Konkret sieht die neue Regelung folgendes vor: 
  • Die Begrenzung bei der Vergütung der Vermittler,
  • Vorgaben zur Ausbildung der Vermittler,
  • das Verbot der telefonischen Kaltakquise - sprich dem ziellosen Anrufen von Nummer,
  • und die Pflicht, bei Kundengesprächen Protokolle zu erstellen und anschliessend dem Kunden zur Unterzeichnung vorzulegen. So soll verhindert werden, dass dem Kunden missbräuchlich Verträge angehängt werden.  
Bei Nichteinhaltung sind Sanktionen vorgesehen. Diese sollen im Wiederholungsfall bis zu 100'ooo Franken betragen.

Noch ein paar Hürden zu nehmen

In einer  ersten Runde geht das Bundesgesetz über die Regulierung der Versicherungsvermittlertätigkeit, wie es offiziell heisst, in die Vernehmlassung. Abschliessend wird das Parlament über das Gesetz befinden. Es wird sich zeigen, wie sich die im Bundeshaus stark vertretene Versicherungsbrache zum Gesetze stellt.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Prio.Swiss: Felix Gutzwiller ist sein eigener Nachfolger

Im Sommer suchte der Krankenkassen-Verband noch einen neuen Präsidenten. Nun verlängert er das Präsidium von Felix Gutzwiller auf unbestimmte Zeit.

image

Beschwerde gegen das SIWF: Der medizinische Nachwuchs verliert die Geduld

Eine Gruppe von Nachwuchsmedizinern geht vor das Bundesverwaltungsgericht: wegen «ungerechtfertigter Verzögerung» bei der Vergabe von Facharzttiteln.

image

Für Apotheken wird der Verkauf von Medikamenten der Kategorie B einfacher

Die Apotheken sollen nicht unter der Umteilung der Arzneimittel-Kategorien leiden. Der Bundesrat erleichtert ihnen deshalb die obligatorische Dokumentation.

image

Suva soll Asbestopfer-Fonds mitfinanzieren

Die Stiftung Entschädigungsfonds für Asbestopfer (EFA) hat zu wenig Geld. Nun könnte es Unterstützung von der Suva geben.

image

Bundesrat bewilligt Tardoc und Pauschalen - Chirurgen sind «bestürzt»

Der Bundesrat will das neuen Tarifsystem mit einigen Änderungen im Januar einführen. Die FMCH prangert die Pauschalen erneut als teilweise gesetzeswidrig an.

image

Krankenkassen: Gezielte Empfehlungen sollen künftig erlaubt sein

Bisher dürfen Krankenversicherungen ihre Kunden nicht je nach ihrer Erkrankung über geeignete Massnahmen informieren. Das soll anders werden.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.