«Warum haben Sie denn erst in sechs Wochen wieder Zeit für mich, Herr Doktor?», fragt eine fiktive Patientin in der Polit-Kampagne der Ärztegesellschaft des Kantons Bern. «Weil das ungesunde System des Globalbudgets mich dazu zwingt», antwortet der ebenso fiktive Arzt.
Behandlung nur noch so lange, wie das Geld reicht?
Mit solchen erfundenen Arzt-Patienten-Dialogen machen die Berner Ärzte derzeit Politik. Unverhohlen machen sie klar, was sie von den geplanten Kostendämpfungsmassnahmen des Bundesrats halten: Die Ärztegesellschaft ist strikt dagegen, dass Ärzte künftig nicht mehr unbeschränkt selber darüber entscheiden sollen, welche und wie viele Leistungen sie anordnen.
So lautet denn auch eine weitere Patientenfrage in der Kampagne: «Behandelt mich in Zukunft mein Arzt bis ich gesund bin oder solange das Geld reicht?».
Ärzte werben bei Patienten um Verständnis
Die Berner Ärzte fürchten, dass ihnen der Bundesrat ein Globalbudget verordnet. Ein solches Globalbudget könnte die Einnahmen der Ärzte empfindlich schmälern. Ob Globaldbudgets auch zwingend die Qualität der Behandlung vermindern, ist unklar.
Doch die Ärztegesellschaft will «das Verständnis für die Anliegen der Ärztinnen und Ärzte durch eine Verkoppelung ihrer Anliegen mit jenen der Patientinnen und Patienten steigern.»
Vertrauen in die Ärzte gefährdet?
So warnt die Ärztegesellschaft eindringlich: «Erfahrungen aus Deutschland mit dem Globalbudget zeigen, dass Ärztinnen und Ärzte ihre Patienten abweisen und auf später vertrösten müssen, wenn das Budget ausgeschöpft ist - es sei denn, die Patienten bezahlen die Behandlung aus eigener Tasche.»
Die Ärztegesellschaft führt auch ins Feld dass ein Globalbudget dem Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patienten schade. Erfahrungen aus Deutschland und Italien würden zeigen, dass sich Patienten schnell der Willkür ausgesetzt fühlten, wenn sie wüssten, dass die Kosten für ihre Behandlung beschränkt seien.
Verdienen jene am meisten, die am wenigsten behandeln?
«Die Patienten merken, dass der Arzt bei der Behandlung durch die ökonomische Brille blickt – viel mehr, als dies heute schon der Fall ist», fürchtet die Ärztegesellschaft. Mit einem Globalbudget würden letztlich jene Ärztinnen und Ärzte am meisten verdienen, die es schaffen, sich von der Versorgung kranker Menschen fernzuhalten.
Ausserdem warnt die Ärztegesellschaft vor der zusäztlichen Bürokratie, welche die Sparmassnahmen mit sich bringen würden: Mit «riesigem bürokratischem Aufwand» müssten Ärzte künftig die Wirtschaftlichkeit, die Zweckmässigkeit und die Wirksamkeit der Behandlungen rechtfertigen.
«Das finde ich skandalös», sagt die fiktive Patientin
Auch hier verkoppelt die Ärztegesellschaft ihr Anliegen mit jenem der Patienten. Einer fiktiven Patientin in der Kampagne legt sie den Satz in den Mund: «Immer mehr Zeit für Bürokratie aufwenden zu müssen statt für uns Patienten, finde ich skandalös.»