Sie haben einen schweren Start ins Leben: Frühgeborene. In vielen Fällen verbringen sie die erste Lebenszeit in Inkubatoren auf neonatologischen Intensivstationen. Hier sollen sie zu Kräften kommen - doch oft holen sie sich in dieser Zeit auch einen Hörschaden. Denn auf den Stationen ist es häufig laut.
Piepsende Alarme, viele Menschen, die sprechen. Diese Lärmkulissen kann Folgen haben. «Zu viel Lärm kann Spätfolgen für die Kinder mit sich bringen», sagt Ann-Kathrin Carl von der Fachhochschule Münster. Der Lärm kann bei den Frühchen zu Hörschäden führen. Dies wiederum kann eine Verzögerung der Sprachentwicklung und häufig auch eine Aufmerksamkeitsstörungen nach sich ziehen.
Untersuchungen existieren kaum
Damit zum schweren Start ins Leben nicht noch ein folgenschwerer Hörschaden dazukommt, startet Carl, die an der FH Münster biomedizinischen Technik studiert, ein Forschungsprojekt. Die Ziele: die Lärmbelastung der Frühchen messen, Lärmquellen ausmachen und Strategien finden, um die Lärmbelastung zu reduzieren. Denn «Untersuchungen zur Auswirkung von Lärm unterschiedlicher Frequenzbereiche auf Frühgeborene existieren bislang noch nicht ausreichend», sagt Professor Claus Backhaus.
Im Rahmen des Projekt werden Schallpegelmessgeräte inner- und ausserhalb der Inkubatoren platzieren, um eine Spektralanalyse zu machen. Denn Geräusche mit niedrigen Frequenzen haben möglicherweise andere Auswirkungen auf die Frühchen als Geräusche mit hohen Frequenzen, so die Forscherin Carl. «Gerade arbeite ich daran, wie ich das Schallpegelmessgerät platzieren kann, dass es den Frühchen und auch der alltäglichen Versorgung nicht im Weg ist.» Dazu macht sie Simulationen mit einem Inkubator, in dem ein Dummy liegt.
Nicht jeder Lärm ist gleich schlimm
Doch es soll nicht nur der Schall gemessen, sondern auch deren Einfluss auf die Frühgeborenen gemessen werden. So soll erkannt werden, welche Lärmarten besonders stressig sind für die kleinen Patienten.
In einem letzten Schritt sollen gestützt auf die gesammelten Daten Wege gefunden werden, um die Lärmbelastung zu reduzieren. Dazu arbeitet die Forscherin auch mit den Praktikerinnen und Praktikern zusammen, die tagtäglich in den neonatologischen Abteilung arbeiten.