Was Ärzte von der Atomaustiegs-Initiative halten

Die Atomausstiegs-Frage scheint jetzt auch Ärzte politisch zu spalten.

, 20. Oktober 2016 um 09:47
image
  • ärzte
  • politik
Die Volksinitiative über den Atomausstieg reisst derzeit einen kleinen Graben durch die Ärzteschaft. Das Forum Medizin für Energie (FME) hält die Vorlage für «unnötig, falsch und schädlich», wie es in einer Mitteilung heisst. 
Ihr Haupt-Argument: Strom ist zum zentralen Antrieb medizinischer Anwendungen geworden. Zudem entstehe durch Atomkraft fast kein klimaerwärmendes Kohlendioxid (CO2). 
«Es macht keinen Sinn, eine Stromquelle auszuschliessen, wenn kein adäquater Ersatz besteht», so FME-Präsident Christian von Briel. 

Nein: Medizin auf Elektrizität angewiesen 

Also würde bei einem «Ja» zur Initiative die sichere Stromversorgung und damit auch die gute Gesundheit der Bevölkerung gefährdet (mehr dazu hier). 
Dem 1984 gegründeten FME gehören rund 200 Ärztinnen und Ärzte an.

Ja: «Zu riskante Energieform»

Damit stellt sich das FME gegen die «Ja-Parole» des Komitees «ÄrztInnen für den Atomausstieg». Denn dort äusserten sich mehr als hundert Mediziner mit der gegenteiligen Ansicht: «Wäre die Atomenergie ein Medikament, sie wäre schon lange verboten». 
Die Risiken und Nebenwirkungen überstiegen nämlich den Nutzen bei weitem, so dieses Komitee. 

Atomausstiegsinitiative in Kürze

Am 27. November 2016 kann die Schweizer Bevölkerung über die Atomausstiegs-Initiative abstimmen. Diese verlangt, dass in der Schweiz keine neuen Kernkraftwerke gebaut und bestehende nach spätestens 45 Jahren abgeschaltet werden. 
Zudem soll das Verbot von neuen Kernanlagen in der Verfassung verankert werden. Eine Annahme der Initiative hätte zur Folge, dass bereits im kommenden Jahr Mühleberg sowie Beznau I und II vom Netz müssten. Gösgen und Leibstadt müssten 2024 bzw. 2029 folgen.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Koordinierte Versorgung: Netzwerke sind vom Tisch

Der Ständerat beriet über das Massnahmenpaket zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen. Er plädierte nun ebenfalls für Mengenrabatte bei umsatzstarken Medikamenten.

image

Spital Zofingen: Bundesrat findet Verkauf unproblematisch

SP-Nationalrat Cédric Wermuth warnte vor einer schleichenden Privatisierung der Grundversorgung – der Bundesrat sieht in der Übernahme des Spitals Zofingen durch SMN kein Problem.

image

BAG muss elf Millionen Franken sparen und 20 Stellen streichen

Das Bundesamt kürzt bei der Kinderarzneimittel-Datenbank, bei der Prävention und beim Strahlenschutz.

image

Kanton Bern hat neuen Leiter des Gesundheitsamtes

Der Regierungsrat des Kantons Bern hat Philipp Banz zum Nachfolger von Fritz Nyffenegger an der Spitze des Gesundheitsamtes ernannt.

image

Mehr kompetente Patienten, weniger Behandlungen

Eine Erklärung von Vertretern des Gesundheitswesens fordern einen stärkeren Fokus auf Patienten – statt auf Profit und möglichst viele Behandlungen.

image

Demo gegen die Mängel in der Gesundheitsversorgung

Mehr Ausbildungsplätze, weniger Bürokratie: FMH, Pharmasuisse, ChiroSuisse, SSO und GST legten in Bern einen gemeinsamen Forderungskatalog vor.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.