Bereits vor einigen Wochen hatten über 1000 Patienten unangenehme Post erhalten. Es bestehe der Verdacht, dass sie sich im Spital Donauwörth in Bayern mit Hepatitis C infiziert hätten. Beim anschliessenden Test wurde der Verdacht bei 62 Personen Gewissheit. Am Montag nun wurden weitere 362 Patienten angeschrieben, wie die «Augsburger Allgemeine» am Freitag schreibt. Doch wie kam es zu den Infektionen?
Gemein ist allen Angeschriebenen, dass sie sich 2016 im Spital Donauwörth operieren liessen und während der Operation von ein und demselben Anästhesisten betreut wurde. Der Mittfünfziger arbeitete gemäss Medienberichten zuvor bereits 10 Jahre am Klinikum. Dann wurde er von einem Mitarbeiter im Operationbereich mit einer Spritze im Arm erwischt. Diese enthielt den Wirkstoff Sufentanyl, der stark schmerzlindernd ist und schnell abhängig macht. Der Arzt wurde umgehend entlassen. Er gab zu, süchtig zu sein. Ein Test ergab, dass er an Hepatitis C litt. Der Verdacht: Der Arzt hat sich ein Teil des Wirkstoffs infiziert bevor er den Rest mit den selben Spritzen den Operationspatienten spritzte. So hat er manche seiner Patienten mit Hepatitis C angesteckt.
Hepatitis C wird über das Blut übertragen. Dies etwa über Spritzen, bei sexuellem Kontakt, beim Tätowieren oder über Blutkonserven. Zwischen 20 und 50 Prozent der Hepatitis-C-Infektion heilen innerhalb des ersten halben Jahres von alleine wieder aus und führen nur zu wenig Beschwerden. In den anderen Fällen bleibt das Virus jedoch aktiv - eine chronische Leberentzündung kann entstehen. Wird diese nicht behandelt drohen Spätfolgen wie eine Zirrhose oder Leberkrebs. Es existieren Therapien. Diese sind jedoch enorm teuer.
Der Arzt gibt zwar zu, für sich die selben Spritzen verwendet zu haben wie für die Patienten - jedoch erst nach der Behandlung. Weil der für das Personal vorgesehene Routinecheck, der auch ein Heaptitis-C-Test beinhaltet, nicht stattfand, habe der Arzt nichts von seiner Infektion gewusst. Der Arzt ist heute arbeitslos.