Ärzte wollen beides: Tardoc und Pauschalen

Neue Zugeständnisse der Ärtzeverbindung FMH: In einigen Fällen könnten Pauschalen schon sinnvoll sein - aber niemals ein Ersatz für den Einzelleistungstarif Tardoc.

, 23. Juni 2021 um 15:18
image
  • tardoc
  • ärzte
  • praxis
  • versicherer
Nun bieten die Ärzte plötzlich Hand für Pauschaltarife - aber nur unter der Bedingung, dass auch der neu ausgehandelte Einzeltarif Tardoc nun schnell eingeführt werde.

So sind sich die drei Verbände einig geworden

Grosszügig räumen die Ärzteverbindung FMH, die Haus- und Kinderärzte (MFE) sowie der Verband der invasiv und chirurgisch tätigen Ärzte (FMCH) den ambulanten Pauschalen «viel Potenzial» ein. Ein Zugeständnis an die Chirurgen: Diese haben nämlich bereits Pauschalen für über 75 Operationen und Behandlungen ausgehandelt.
Doch die Haus- und Kinderärzte sowie Psychiater pochen auf die Abgeltung von Einzelleistungen und möchten, dass Tardoc rasch eingeführt wird.

Tardoc besser für Haus- und Kinderärzte

So haben sich die drei Ärzteverbände auf eine gemeinsame Haltung geeinigt: Dass nun möglichst schnell beides gilt - sowohl Pauschalen als auch Einzeltarif.
Der bisher gültige, aber veraltete Tarmed soll  vom neuen Tardoc abgelöst werden. Mit dem Tarmed seien manche Leistungen unter- und andere überbezahlt. Der Tardoc hingegen werde insbesondere der Hausarztmedizin besser gerecht, schreiben die drei Ärzteverbindungen in einer gemeinsamen Mitteilung.
Der folgende Abschnit wurde am 24. Juni der neuen Entwicklung angepasst:

Auch Krankenkassen lenken ein

Auch Curafutura sagt mittlerweile: «Der Verband wird sich dafür einsetzen, dass künftig Einzelleistungsttarif und Pauschalen im ambulanten Bereich nebeneinander Platz haben, jeweils dort, wo sie sich am besten eignen.»
Noch vor ein paar Monaten verlautete von Curafutura, dass der «medi-zinische Alltag mit gänzlich anderen Fragen konfrontiert» sei, «deren Antwort nicht Pauschalen sind.». Dort wären sie «höchstens bei 20 Prozent aller durchgeführten Behandlungen sinnvoll.» Curafutura erhofft sich vom Tardoc, dass sich mit der Korrektur übertarifierter Leistungen hunderte Millionen an Prämiengeldern sparen liessen.
Der andere Krankenkassenverband, Santésuisse, findet es gut, Pauschalen im ambulanten Bereich zu fördern. Einzelleistungstarife würden zu Mengenausweitungen führen, wie die Erfahrung mit dem Tarmed zeige.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

In Genf und Waadt geht es um die «Geiselnahme» der Zusatzversicherten

Der Konflikt zwischen Ärzten und Versicherern über die Kostenübernahme für Halbprivat- und Privatpatienten schwelt weiter: Die Waadtländer Ärztegesellschaft wendet sich an die Finma, während Genf ein Ultimatum stellt.

image

CSS fahndet nach Missbrauch und spart damit 38 Millionen Franken

Die CSS fällt immer wieder auf, wenn es um die Aufdeckung von Betrugsversuchen bei Krankenversicherungen geht.

image

Betrüger verkauften Medikamente mit gefälschter Arzt-Website

Angeblich seriöse Arzt- oder Apotheken-Websites dienen Hackern dazu, illegale Arzneimittel zu verkaufen.

image

Dieser Arzt lebt seit 25 Jahren ohne Stuhl

Stühle seien gesundheitsschädlich, findet der Arzt Martin Oswald (73). Er meidet sie – um gegen Thrombosen, Verstopfung und Krampfadern vorbeugen.

image

«Physioswiss weiss, dass die grosse Mehrheit der Praxen einwandfrei abrechnet»

Trick 7311: Der «K-Tipp» wirft Physiotherapie-Praxen vor, einen zu hohen Tarif abzurechnen. Physioswiss erklärt, was rechtens ist.

image

Bern: Physiotherapie gehört in die integrierte Versorgung

Das Berner Kantonsparlament spricht sich klar für eine Stärkung der Physiotherapie aus: Sie soll in die Notfallstationen integriert werden – und mehr Kompetenzen bekommen. Der Regierungsrat muss dies nun angehen.

Vom gleichen Autor

image

«Das Inselspital ist noch lange nicht über den Berg»

Das Inselspital wartete mit guten Meldungen auf. Doch der Insel-Kritiker Heinz Locher gibt keine Entwarnung.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.

image

«Hausarzt ist kein Beruf, den man subventionieren muss»

Ein Arzt macht vor, wie eine Berggemeinde zu medizinischer Versorgung kommt. Und er kritisiert Kollegen, die einfach ihre Praxis schliessen.