Seit einem knappen Jahr lief der Test, seit letzter Woche ist
das Angebot nun für alle zu haben: Die Luzerner Krankenversicherung CSS bezahlt für Bewegung – beziehungsweise dafür, dass man ihr seine Bewegungs-Daten übermittelt.
Wer an einem Tag 7’500 Schritte oder mehr macht, erhält einen Rabatt von 20 Rappen auf die Prämien der Zusatzversicherung. Für 10’000 Schritte pro Tag bekommt man 40 Rappen. Aufs ganze Jahr gesehen liegt also ein maximaler Rabatt von 146 Franken drin.
Fitbit, Garmin oder Jawbone
Die Kunden müssen ihre Schritte dabei von einem Tracker der Marke Fitbit, Garmin oder Jawbone erfassen lassen – und die Daten werden jeweils in der Nacht an die CSS übermittelt.
Naheliegende Deutung: Da wird Fitness belohnt. Die Stiftung für Konsumentenschutz dreht nun aber die Argumentation aber um und äussert zum Start herbe Kritik am MyStep-Projekt der CSS. Der Prämienköder sei letztlich ein Preis für die persönlichen Daten. Und so solle sich jeder überlegen,
so die Stiftung, «wie viel ihm seine eigenen persönlichen und gesundheitsrelevanten Daten wert sind und ob 40 Rappen pro Tag ein angemessener Preis dafür ist».
Was, wenn Schritte ausbleiben?
Gewiss könne sich jeder, der regelmässig joggt oder wandert, über einen kleinen Zustupf freuen. Was aber geschieht, wenn man krank wird oder einen Unfall erleidet? – so die Folgefrage der Konsumentenschützer. Antwort: «Die CSS ist über die ausbleibenden Schritte informiert – Tag für Tag. Selbst bei einer Grippe oder schweren Erkältung, die zwar keinen Arztbesuch erfordern, aber die nötige Schrittzahl verunmöglichen, weiss die CSS, dass möglicherweise ein gesundheitliches Problem vorliegen könnte».
Und so sei es denkbar, dass später einmal Versicherte, «deren Bewegungsprofil auf eine Verschlechterung der Gesundheit oder ein abnehmendes Gesundheitsbewusstsein hindeuten, mit höheren Prämien oder eingeschränktem Zugang zu anderen Versicherungsprodukten bestraft werden könnten. Schliesslich basiert das Krankenversicherungsgeschäft darauf, die gesundheitlichen Risiken von Versicherten abzuschätzen, und entsprechend hohe Prämien festzulegen oder eine Zusatzversicherung auch mal zu verweigern.»
Worum geht es denn wirklich?
Eine weiter Einwand der Stiftung: Die Anzahl Schritte pro Tag stelle ein denkbar schlechtes Mass für die tatsächliche Fitness dar.
Das ist zweifellos korrekt, aber immer deutlicher wird, dass es wohl gar nicht so sehr darum geht, die Bewegung der Prämienzahler zu beleben. Dies jedenfalls zeigt das Beispiel von Oscar, jener US-Digital-Krankenversicherung, welche den Fitness-Tracker-Trick seit über einem Jahr im Angebot hat. Die Erfahrung dort: Der Schritte-Rabatt zieht Leute an, die ohnehin schon fitnessbewusst sind.
Oder anders: Es wirkt ein idealer Sog-Effekt. Die Versicherung erhält automatisch gesundheitsbewusstere Kunden. Kommt hinzu, dass die digitale Messung eine engere Bindung zwischen Kasse und Prämienzahlern schafft.
So funktioniert MyStep: Erklär-Film von CSS