Neue Abnehmspritze kostet Kassen 100 bis 300 Millionen mehr

Weil die Grundversicherung nun für Wegovy-Spritzen zahlen muss, rechnen Fachleute mit beträchtlichen Folgekosten für die Prämienzahler.

, 14. März 2024 um 06:49
image
In der Schweiz haben ungefähr 10 Prozent der Frauen und 15 Prozent der Männer einen Body-Mass-Index (BMI) von 30 und mehr. | Freepik
«Wir freuen uns, Sie über die Kassenzulässigkeit von Wegovy für Erwachsene ab 1. März 2024 zu informieren», frohlockte das Pharma-Unternehmen Novo Nordisk Ende Februar in einer Mitteilung an die Apotheken.
Weniger erfreut über die Kassenzulässigkeit sind die Krankenkassen: Matthias Müller vom Krankenkassenverband Santésuisse rechnet mit mindestens 300 Millionen Franken Mehrbelastung für die Kassen, «wenn nur schon zwei Prozent aller Erwachsenen Wegovy einnehmen». Damit seien die Arztkosten noch nicht einmal eingerechnet, sagte er gegenüber SRF.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) erwartet ebenfalls Mehrkosten, jedoch «nur» von 100 Millionen Franken.

In den USA der fünffache Preis

Wegovy kostet 188 Franken für vier Wochen. Das BAG, das mit Novo Nordisc längere Zeit verhandelt hat, hält dies für einen guten Preis. In den USA, wo die Pharmaunternehmen die Preise neuer Medikamente festlegen dürfen, kostet Wegovy gegen 1000 Dollar pro Monat. So viel wollte das BAG nicht zahlen.
Nun hat das Amt erreicht, dass der Preis für Wegovy sogar etwas tiefer ist als für das weniger wirksamen Präparat Saxenda, das in der Schweiz schon länger zur Behandlung von Fettleibigkeit verschrieben wird. Saxenda gibt es in der Schweiz nur noch bis Ende März, kündigt die Herstellerin an.

USA: FDA erweitert Indikation für Wegovy

Die Arzneimittelaufsicht FDA hat den Einsatz der «Abnehm-Spritze» von Novo Nordisk gegen kardiovaskuläre Risiken bewilligt. Semaglutid kann danach künftig Erwachsenen verschrieben werden, die übergewichtig oder adipös sind und ein erhöhtes Risiko von Vorfällen wie Schlaganfall und Herzattacken tragen.
  • Mehr.
In der Schweiz kommt Fettleibigkeit weniger häufig vor als in Amerika. Hierzulande haben ungefähr 10 Prozent der Frauen und 15 Prozent der Männer einen Body-Mass-Index (BMI) von 30 und mehr.
Bereits letzten November wurden Apotheken und Spitäler überrannt, weil damals Wegovy erstmals erhältlich war, allerdings noch nicht von der Grundversicherung bezahlt wurde.
Medinside berichtete auch darüber, dass der Hype um Wegovy bald abflauen könnte. Denn eine Langfrist-Studie zeigte, dass die meisten Patienten rasch wieder aufhören damit.
    Artikel teilen

    Loading

    Kommentar

    Mehr zum Thema

    image

    UPK Basel: Wechsel an der Spitze

    Nach 14 Jahren tritt Konrad Widmer als Präsident der Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel zurück. Katja Schott-Morgenroth übernimmt den Vorsitz, Jürg Nyfeler rückt in den Verwaltungsrat nach.

    image

    Unfruchtbarkeit: Neue WHO-Leitlinie zu Prävention, Diagnose und Behandlung

    Die Weltgesundheitsorganisation fordert in der ersten globalen Leitlinie zu Infertilität umfassende Reformen, damit Fertilitätsmedizin sicherer, gerechter und erschwinglicher wird.

    image

    Bürokratie in der Reha - Kritik am Bundesrat

    Die Antwort der Regierung auf eine Interpellation zur Entlastung der Rehabilitation überzeugt kaum – Reformvorschläge bleiben vage, die Frustration wächst.

    image

    Präzision trifft Innovation: roboter-assistierte Bronchoskopie für die Lungenkrebs-Frühdiagnostik in der Schweiz

    Lungenkrebs stellt in der Schweiz eine gesundheitliche Herausforderung dar. Jährlich erkranken etwa 4.900 Menschen neu, rund 3.300 Personen sterben an den Folgen dieser Erkrankung. Damit gehört Lungenkrebs zu den häufigsten und tödlichsten Krebsarten im Land. [1]

    image

    Mehr Pflegepersonal = weniger Ärzte-Burnout

    Eine grosse Erhebung in sieben Ländern zeigt: Dort, wo Pflege stark vertreten ist und Arbeitsumgebungen stimmen, bleiben Ärztinnen und Ärzte länger im Beruf.

    image

    Spitex Zürich erhält einen neuen CEO

    Der Geschäftsleiter der Regio-Spitex Limmattal wird der neue Chef der Spitex Zürich. Der bisherige CEO, Markus Reck, geht in Pension.

    Vom gleichen Autor

    image

    Datenleck bei Hirslanden Zürich: Es war menschliches Fehlverhalten - kein IT-Problem

    Ein Hirslanden-Belegarzt gab seine Login-Daten zu den Patientenakten weiter. Die Zugriffsrechte von Belegärzten seien aber kein grundsätzliches Problem, betont der Hirslanden-Sprecher.

    image

    Lindenhof gibt Spitalstandort Engeried auf

    Grosser Umbau in der Berner Lindenhofgruppe: Im Engeried gibt es künftig nur noch ambulante Radiologie und Arztpraxen. Der Rest wird an den Lindenhof und an den Sonnenhof verlegt.

    image

    Michael Osthoff wird neuer Stiftungsrat im See-Spital

    Das See-Spital erhält einen neuen Stiftungsrat: Michael Osthoff, Chefarzt in Winterthur, wird Nachfolger des zurücktretenden Walter Reinhart.