Medizin Campus Bodensee meldet Insolvenz für zwei Versorgungszentren

Der Klinikverbund steckt in der Krise – mit Millionenverlusten, weniger Patienten und schweren Vorwürfen nach dem Suizid einer Oberärztin.

, 3. Juni 2025 um 05:28
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Auf dem Spital-Gelände oberhalb von Friedrichshafen-Fischbach wurde der Medizin Campus Bodensee begründet. Bild: MCB
Die beiden Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) Friedrichshafen und Tettnang des Medizin Campus Bodensee (MCB) sind zahlungsunfähig. Wie der Klinikverbund mitteilt, wurde am 28. Mai 2025 beim zuständigen Amtsgericht ein Insolvenzantrag gestellt.
Laut MCB ist das Ziel des Verfahrens, «Klarheit über die wirtschaftliche Gesamtsituation der ambulanten Einrichtungen zu gewinnen und ein geordnetes Verfahren sicherzustellen». Die rund 90 Mitarbeitenden an den drei Standorten wurden am Freitag vorab informiert. Der medizinische Betrieb werde «vorerst uneingeschränkt fortgeführt», alle bereits vereinbarten Termine von ambulanten Patienten behalten ihre Gültigkeit, so die Mitteilung weiter.
Der «Südkurier» schreibt, dass die wirtschaftliche Schieflage des kommunalen Klinikverbunds bereits seit längerem bekannt ist. In der Oktobersitzung 2024 des Gemeinderats Friedrichshafen war die Rede von einem Gesamtfinanzbedarf von über 50 Millionen Euro für die Jahre 2024 und 2025 – verteilt über die Kliniken und ihre Tochtergesellschaften. Für 2023 wurde ein Defizit von 20,5 Millionen Euro bilanziert, für 2024 wurde ein weiteres Minus von rund 23 Millionen Euro prognostiziert.

Sinkende Patientenzahlen

Ein wesentlicher Grund für die angespannte Lage: Der MCB verzeichnet rückläufige Patientenzahlen. 2024 wurden rund 1'450 stationäre Fälle weniger behandelt als im Vorjahr. Auch die Zahl der ambulanten Eingriffe sei – entgegen dem Trend – gesunken.

Suizid einer Oberärztin

Auch das Klinikum Friedrichshafen ist Teil des kommunalen Klinikverbunds Medizin Campus Bodensee, zu dem auch die Klinik Tettnang gehört. Gemeinsam betreiben sie mehrere Medizinische Versorgungszentren.
Im März 2024 geriet das Klinikum über die Landesgrenzen hinaus in die Schlagzeilen: Eine Oberärztin nahm sich das Leben – nachdem sie über längere Zeit wiederholt auf Missstände im Klinikalltag hingewiesen hatte. Kritisiert wurden unter anderem unzureichende Patientenversorgung, personelle Unterbesetzung sowie die Überforderung des Teams. Laut Medienberichten wurde ihren Warnungen nicht nachgegangen; stattdessen sollte sie kurz vor ihrem Suizid offenbar fristlos entlassen werden.
Die Staatsanwaltschaft Ravensburg leitete daraufhin ein Ermittlungsverfahren ein. Der Anfangsverdacht umfasst fahrlässige Tötung, Körperverletzung, unterlassene Hilfeleistung und Abrechnungsbetrug. Im Fokus stehen fünf aktive und ehemalige Ärzte – darunter ein Chefarzt –, die vom Dienst freigestellt wurden.

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