Luzern: Streit um Notfalldienst

Ab November sollen alle Hausärztinnen und Hausärzte im Kanton Luzern den Hintergrunddienst leisten – ohne die bisherige Alternative über die Notfallpraxis des LUKS. Das schafft Unmut.

, 18. August 2025 um 07:51
image
Auch das ist Luzern: Ländliche Gegenden mit ländlichen Versorgungs-Sorgen. |  Im Bild: das Entlebuch, von Stefan Bütikofer / Unsplash
Im Kanton Luzern hat die Ärztegesellschaft – beziehungsweise die zuständige Kommission – entschieden, dass alle Ärzte den Hintergrunddienst leisten müssen. Bislang gibt es auch die Alternative, dass die Ärzte ihrer Dienstpflicht in der Notfallpraxis des Luzerner Kantonsspitals nachkommen können.
Die geplante Einschränkung weckt offenbar viel Unmut bei den betroffenen Ärzten. Dies berichten die «Luzerner Zeitung» und das «Regionaljournal» von Radio SRF.
Danach haben inzwischen 35 Hausärztinnen und -ärzte bei der Ärztegesellschaft vorgesprochen; eine Gruppe Mediziner wandte sich auch direkt an die zuständige Regierungsrätin Michaela Tschuor: Die Kommission habe «mit der Umsetzung der undemokratisch herbeigeführten Entscheidung der Notfalldienstkommission einfach Fakten geschaffen», heisst es im Mail. Das nehme man nicht so einfach und protestlos hin.

Zuwenig Diskussionen

Der Systemwechsel soll im November erfolgen. Der Entscheid sei nur einmal mit einer Umfrage angedeutet worden, so eine Ärztin gegenüber der LZ – doch er sei nie an einer Ärzteversammlung präsentiert worden.
Die zuständige Kommission will durch den Schritt die Notfallabdeckung in den ländlichen Gebieten des Kantons erleichtern. «Vor allem in den ländlichen Gebieten wurde der Unmut über die ungleich höhere Dienstbelastung gegenüber den Kolleginnen und Kollegen in Stadt und Agglomeration immer lauter», so die Erklärung. Der Hintergrunddienst könne nur gesichert werden, wenn ihn alle Ärzte leisten.
Ein Problem dabei ist allerdings, dass die neue Pikett-Pflicht kaum dazu beiträgt, den Hausarzt-Beruf attraktiver zu machen.
Die LUKS-Gruppe teilte der «Luzerner Zeitung» mit, dass ein grosser Teil der Hausärztinnen und Hausärzte in ihrer Notfallpraxis weiterhin die Dienstpflicht als Präsenzdienst mit Abgeltung leisten will: «Wir nehmen den Entscheid der Kommission zur Kenntnis und setzen uns für einen Weiterbetrieb der Notfallpraxen am Luks ein – im Interesse einer funktionierenden und effizienten Gesundheitsversorgung.»
  • Kanton Luzern
  • grundversorgung
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Migros und Novo Nordisk starten Initiative gegen Adipositas-Stigmatisierung

Die Migros-Plattform iMpuls und das Pharmaunternehmen Novo Nordisk wollen Tabus brechen.

image

Ostschweizer Kantone packen die Spitalversorgung gemeinsam an

Die Ostschweizer Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden und Thurgau führen einheitliche Spitallisten ein und schaffen eine integrierte Gesamtversorgung.

image

Das Spital Oberengadin soll in Nachlassstundung

Die Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin wird aufgeteilt: Einige Betriebe erhalten eine neue Trägerschaft – das Spital wiederum muss grundlegend saniert werden.

image

Auch eine Parlaments-Rede konnte die Geburtshilfe in Muri nicht retten

Die Mütter hätten entschieden: Sie wollen nicht mehr im Spital Muri gebären. Deshalb wollten die Aargauer Grossräte gestern auch keine Kehrtwende.

image

Hospital at Home: Zürcher Vorreiter ziehen Bilanz

Das Spital Zollikerberg und die Hospital at Home AG haben bislang 750 Patienten zu Hause behandelt. Die Ergebnisse sind positiv, die langfristige Finanzierung bleibt jedoch ungewiss.

image

SVAR: Neuer CEO kommt vom Bethesda Spital

Henrik Pfahler wird neuer CEO des Spitalverbunds Appenzell Ausserrhoden. Der 51-jährige tritt Anfang Januar 2026 die Nachfolge von Patrick Gressbach an.

Vom gleichen Autor

image

Stadtspital Zürich: Neuer Chef für die Innere Medizin

Andreas Schoenenberger wechselt von der Thurmed-Gruppe ans Stadtspital. Er wird damit auch Mitglied der Spitalleitung.

image

Knie- und Hüftimplantate: Immer weniger Folgeeingriffe nötig

Die 2-Jahres-Revisionsraten bei Hüft- und Knieprothesen sinken weiter leicht oder bleiben stabil. Die Daten deuten eine zunehmend einheitliche Versorgungsqualität in der Schweiz an.

image

Mehr Pflegepersonal = weniger Ärzte-Burnout

Eine grosse Erhebung in sieben Ländern zeigt: Dort, wo Pflege stark vertreten ist und Arbeitsumgebungen stimmen, bleiben Ärztinnen und Ärzte länger im Beruf.