Das Licht ist schlecht, ein Apparat ist bei der Arbeit ständig im Weg, im Operationssaal gibt es eine enge Stelle, wo man schlecht aneinander vorbeikommt: Solche Mängel kennen wohl alle, die in einem Spital arbeiten. Sie sind ärgerlich, aber oft nicht zu beheben.
Dass solche Mängel häufig vorkommen, hat einen Grund: Um die Gestaltung und Möblierung von Spitälern kümmern sich meistens nicht diejenigen, die sie später nutzen, also Ärzte, Ärztinnen und Pflegefachleute, aber auch Patienten oder Putzpersonal.
So kommt es, dass ein schlecht gestalteter Operationssaal jahre- oder sogar jahrzehntelang die Mitarbeitenden nervt, für schlechte Arbeitsbedingungen sorgt, die Abläufe verlangsamt, ja vielleicht sogar zu mehr Fehlern führt oder gefährlich ist.
Mit Berner Design-Preis ausgezeichnet
Das SCDH ist das schweizweit einzige Technologiekompetenzzentrum für Designforschung im Gesundheitsbereich. Es wurde 2019 gegründet und wird vom Bund, dem Kanton Bern und Privaten finanziert. In Nidau bei Biel beschäftigt es 29 Mitarbeitende.
Minou Afzali, die Leiterin Forschung des SCDH, ist kürzlich mit dem
Berner Design Preis geehrt worden.
Das Zentrum für Designforschung im Gesundheitsbereich hilft mit, Spitäler und Heime so zu gestalten, dass sich später nicht immer wieder zeigt: Das hätte man anders machen müssen.
Zum Beispiel der Spitalneubau Biel-Brügg
Das nahe beim SCDH gelegene Spitalzentrum Biel sei ein spannender Kunde, sagt Yvonne Uhlig vom SCDH. Das Spital plant einen
Neubau in Brügg. Dessen Gestaltung wird in Nidau vorbereitet: Mit Projektionen, Leichtbauwänden und Mobiliar simulieren die Fachleute Patientenzimmer und Gänge, Operationssäle, die Notfall- und die Intensivstation, die Radiologie und das Ambulatorium. Dann testen Teams des Spitalzentrums Biel zusammen mit den Bau- und Gestaltungsfachleuten, ob die Räume so «funktionieren».
Was es für ein gut gestaltetes Spital braucht? Yvonne Uhlig sagt es so: «Ein Spitalgebäude muss angenehm und sicher für die Patienten sein, attraktiv für die Mitarbeitenden und effizient für die Arbeitsabläufe.»
Und wie findet man heraus, ob das Gebäude diese Ansprüche erfüllt? Yvonne Uhlig beschreibt es am Beispiel des Neubaus des Ambulatoriums im Spital Bülach: «Wir projizieren den Grundriss des geplanten Ambulatoriums auf eine 560 Quadratmeter grosse Fläche. Dann richten wir es mit Kartonwänden und Mobiliar – zum Teil aus Karton, zum Teil original – ein. Rollenspiele von realistischen Arbeitsabläufen, die wir genau beobachten, zeigen dann, wo es Schwierigkeiten gibt», schildert Yvonne Uhlig. So zeigt sich etwa, dass es vor dem Lift eng wird mit einem Rollstuhl oder dass beim Empfang alle zuhören können, auch wenn jemand etwas Vertrauliches fragen möchte.
Simulation in der Halle des SCDH: So wäre es, ein Patientenbett herumzuschieben. Ein Detail im Hintergrund (oben rechts): Auch mit Kinderwagen wird getestet. | SCDH
Die Fachleute beobachten nicht nur, sie messen auch nach: Mit Bewegungsmessern finden sie heraus, wie gut sich Sehbehinderte im simulierten Ambulatorium zurechtfinden.
Nicht immer geht es bei den Aufträgen gleich um die konkrete Gestaltung eines ganzen Spitalneubaus.
Rehaklinik Hasliberg besuchte Vorbild
Die Rehaklinik Hasliberg plant eine Sanierung und will die Klinik gesundheitsfördernd gestalten. Zusammen mit Fachleuten des SCDH besuchten die Verantwortlichen ein Vorzeigebeispiel: die Rehab Basel. Der Bau der Architekten Herzog & de Meuron stammt aus dem Jahr 1999 und hat sich bewährt. Dieser dient nun als Ideen-Anstoss für die Sanierung.
Besuch beim Vorbild für gesundheitsförderdnes Bauen: Die Rehab Basel. | SCDH
Genolier gestaltet optimalen Operations-Block
Auch der Genolier Innovation Hub nimmt die Dienste des Technologiekompetenzzentrums in Anspruch. Im Hub oberhalb des Genfersees ist ein moderner Operations-Block mit einer Fläche von 450 Quadratmetern geplant. In diesem Raum soll geforscht, entwickelt und ausgebildet werden. Schwerpunkt ist die Schulung von Chirurgen und das Testen von medizinischen Produkten.
Mit Karton-Modellen, die im Rohbau aufgestellt sind, können Chirurgen, Ärztinnen, medizinisches Fachpersonal und OP-Teams ihren künftigen Arbeitsplatz mitgestalten.