Die
«Swiss Hospital at Home Society» wurde mit dem Viktor-Preis in der Kategorie «Mutigste Initiative in der Organisationsentwicklung» ausgezeichnet. Eine Ehrung, die sie mit Freude entgegen nehmen durfte.
Weniger erfreut dürften darüber die Spitex-Organisationen sein. Bereits im August 2023 hatte Spitex Schweiz in einer Medienmitteilung unter dem Titel
«Hospital at Home – nur zusammen mit der Spitex» klar gemacht, dass Spitäler und Kantone die Spitex von Beginn an in Hospital-at-Home-Projekte einbeziehen müssen.
Zentrale Rolle
Damals betonte Spitex Schweiz, dass die Organisation bei der Konzipierung und Umsetzung dieser Modelle eine zentrale Rolle spielen müsse – im Sinne einer integrativen Versorgung. Heute, eineinhalb Jahre später, hält sie in einer Stellungnahme daran fest: «Die Spitex muss zwingend eine wichtige Rolle spielen. Leider ist das noch nicht überall der Fall.»
Welche Projekte dabei kritisch sind, will Spitex Schweiz nicht verraten. Auf Nachfrage heisst es lediglich, man wolle «niemanden an den Pranger stellen» oder zukünftige Kooperationen gefährden.
Das Beispiel Arlesheim
Ob da wohl die
Klinik Arlesheim gemeint war? Severin Pöchtrager ist dort Leitender Arzt Innere Medizin und dabei verantwortlich für Hospital at Home, das nun seit Januar 2023 operativ ist. Wie er auf Anfrage erklärt, arbeitet die Klinik Arlesheim mit der Spitex bei jenen Patienten zusammen, die bereits vor der Zuweisung ins Spital zuhause von der Spitex betreut wurden.
Die eigentliche Behandlungspflege jedoch übernehmen die hauseigenen Fachkräfte der Klinik. «Akutmedizin braucht Pflege und Ärzte aus einer Hand», so Pöchtrager, der zugleich Präsident der «Swiss Hospital at Home Society» ist. «Interprofessionelle Zusammenarbeit ist essenziell. Ein eingespieltes Team erbringt bessere Leistungen als ein Nebeneinander.»
HaH ist Teamsport
Der gebürtige Österreicher vergleicht die Zusammenarbeit mit Teamsport – nicht die Einzelleistung sei entscheidend, sondern das Zusammenspiel. «Hospital at Home ist Medizin im Team.»
Als Beispiele nennt er:
- den ärztlichen und plegerischen Bereitschaftsdienst rund um die Uhr;
- intravenöse Medikamentenvergabe und Bluttransfusionen;
- Umgang mit der genutzten Medizintechnik wie Schmerzpumpen, Perfusoren, Kathedern, kontinuierliches Home Monitoring;
- die kurzfristige Anpassung der Medikation wie Schmerztherapie, Diuretika beziehungsweise Anpassung der antibiotischen Therapie nach Ergebnissen des Antibiogramm;
- Zusammenarbeit bei Aszites- oder Pleurapunktionen;
- tägliche pflegerisch und ärztliche interprofessionelle Visite zuhause, so wie im Spitalbett;
- schnelle Umsetzung der Medikamentenanpassung;
- tägliche interprofessionelle Rapporte und Patientinnenbesprechungen
Spitalunabhängig
Nicht zu verwechseln mit der «Hospital at Home Society» ist die
Hospital at Home AG mit Sitz in Zollikon bei Zürich. Seit Juli 2023 operativ tätig, erstreckt sich ihr Versorgungsgebiet von Zürich bis Horgen und Stäfa. Die Hirslanden-Gruppe hält eine Minderheitsbeteiligung und ist der grösste Zuweiser, dennoch bleibt die Hospital at Home AG spitalunabhängig.
Das medizinische Team umfasst sieben Fachärzte und acht Pflegefachpersonen. Die eigenen Pflegefachpersonen sind aber nur im Einsatz, bis die Spitex übernehmen kann.
Mitte Februar 2025 gab das Kantonsspital Basel-Land (KSBL) bekannt, im Laufental als erstes öffentliches Spital Hospital at Home einzuführen. In der Medienmitteilung stand ausdrücklich, dass auch die Spitex und die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte «mit an Bord geholt werden».