Häusliche Gewalt: Auch Freiburg setzt auf die Apotheken

In der Romandie breitet sich ein neuer Ansatz gegen Gewalt aus: Das Apothekenpersonal soll Opfer erkennen und weiterleiten.

, 5. Juni 2025 um 06:31
image
Pionierkanton: Label, mit dem Apotheken im Waadtland potentielle Opfer ansprechen  |  Bild: Kanton VD
In der Schweiz ist die häusliche Gewalt ungebrochen. Zwischen 2017 und 2023 stieg die Zahl der registrierten Straftaten von 17'024 auf 19'918, was einem Anstieg von 17 Prozent entspricht. Im Kanton Freiburg scheint die Entwicklung sogar etwas ausgeprägter: Hier betrug der Anstieg im gleichen Zeitraum 27 Prozent.
Letztes Jahr registrierten die Freiburger Behörden 974 entsprechende Straftaten; im Jahr 2017 waren es noch 768 gewesen. Im Jahr 2024 rückte die Kantonspolizei durchschnittlich zweimal pro Tag aus, um derartige Fälle zu bearbeiten.
Nun handelt das Freiburger Gleistellungsbüro gemeinsam mit der Kantonsapothekerin: Die Ämter offerieren dem Personal der 84 Apotheken des Kantons eine Spezialausbildung. Die Idee setzt sich damit in der lateinischen Schweiz fast flächendeckend durch, denn zuvor hatten schon die Kantone Waadt, Wallis, Genf, Neuenburg sowie das Tessin damit begonnen, Apothekerinnen und Apotheker sowie Pharma-Assistentinnen zu sensibilisieren und auszubilden.
Ziel ist es, das Apotheken-Personal zu stärken bei der Unterstützung von Personen, die Opfer häuslicher Gewalt sind. Basierend auf einem im Waadtland entwickelten Modell verfolgt die Ausbildung mehrere konkrete Ziele:
  • Die Mechanismen der häuslichen Gewalt verstehen.
  • Sich mit dem gesetzlichen Rahmen und den bestehenden Hilfsangeboten im Kanton vertraut machen.
  • Erkennen von Gewaltopfern.
  • Eine angemessene Ansprache pflegen, um eine Veränderung der Situation zu fördern.
Durch die Ausbildung des Personals an der Frontlinie der Apotheken wollen die Freiburger Behörden somit das gesamte Präventions- und Betreuungsdispositiv stärken.

Online-Programm

Im Kanton Freiburg wird die zertifizierende Online-Ausbildung den ersten 150 angemeldeten Personen (maximal drei Anmeldungen pro Apotheke) geschenkt. Bei mehr als drei Teilnehmern kostet der Kurs 110 Franken pro Teilnehmer.
Die Ausbildung ist auf Deutsch und Französisch erhältlich, wird von PharmaSuisse anerkannt und vom Freiburger Apothekerverband unterstützt.

    Artikel teilen

    Loading

    Kommentar

    Mehr zum Thema

    image

    Spital Samedan: Fusion mit KSGR gescheitert – aber nicht vom Tisch

    Das Nein zum Zusammenschluss mit dem Kantonsspital Graubünden war kein Nein zur Zusammenarbeit: Die Gemeinden hinter dem Spital Samedan suchen ein neues Fusionsprojekt.

    image

    Auch Freiburg entzieht Praxisbewilligung

    Ein in Frankreich verurteilter Arzt wurde in Neuenburg aus dem Register gestrichen – doch in Freiburg praktizierte er weiter. Bis jetzt.

    image

    Zentrum für Labormedizin: Neuer Chefarzt, neue Geschäftsleitung

    Lukas Graf tritt als Chief Medical Officer die Nachfolge von Wolfgang Korte an.

    image

    Bitte einmischen! – Patientensicherheit neu gedacht

    In England sollen sich Angehörige mehr in medizinische Abläufe einbringen: Eine Aktion unter dem Namen «Martha’s Rule» zeigt unerwartete Erfolge bei Sicherheit und Qualität. Jetzt wird die Idee auch in der Schweiz geprüft.

    image

    Von null auf 180'000: Steriparc startet in Rekordzeit

    Wie schnell geht ein Grossprojekt im Gesundheitswesen? Die Post zeigt es mit dem Steriparc Yverdon: In 20 Monaten entstand ein Sterilgutbetrieb für 180'000 Einheiten jährlich.

    image

    Mammographie-Screenings: Auch die Radiologen schlagen Alarm

    Mit dem Wechsel zum Tardoc und einer geplanten Tarifsenkung um 60 Prozent geraten die Brustkrebs-Früherkennungsprogramme unter Druck. SGR und SGS fordern ein sofortiges Umdenken in der Gesundheitspolitik.

    Vom gleichen Autor

    image

    Direktor des Spitalzentrums des französischsprachigen Wallis geht

    Pierre-Alain Triverio tritt als Direktor des CHVR zurück. Die Interimsleitung übernimmt die Pflegedirektorin Chrystel Carrupt; und zwar bis mindestens bis Ende Jahr.

    image

    Ein Drittel der Internisten erwägt einen Ausstieg

    Müdigkeit, Desillusionierung, emotionale Überlastung: Eine landesweite Umfrage belegt Stress bei den Fachärzten für Allgemeine Innere Medizin.

    image

    Daniel Lüscher im Verwaltungsrat von Swiss Medical Network

    Präsident des Kantonsspitals Aarau soll insbesondere zum Aufbau der Versorgungsregion Aare-Netz beitragen.